Die Ergebnisse der alljaehrlichen Zaehlung des Gamswildes zeigen, dass die Bestaende der Gemsen in den letzten 10 Jahren zwischen 500-600 Individuen schwanken. Im Bestreben festzustellen, welche Faktoren die rapide Verminderung der Bestaende und ihre nachfolgende Stagnatin bewirkten, wurde unter anderem auch der trophischen Grundlage Aufmerksamkeit gewidmet. In dieser Frage wurde die Nahrungszusammensetzung der Gemsen im Verlaufe des Jahres untersucht. Auf Grund von Analysen des Mageninhaltes der im Winter verendeten Gemsen wurde festgestellt, dass sich die Gemsen im Winter vor allem von trockenen Graesern und immergruenen Straeuchern ernaehren, die in den bisherigen Analysen zusammen 80-85% der gesamten Pflanzenmasse bildeten. Als Nahrungskomponent nicht ausser Acht zu lassen sind auch Zweige und Triebe von Nadelhoelzern. Flechten und Moose waren in unbedeutender Menge vertreten. Vor dem Blattausbruch wurde das Beweiden von vorjaehriger faulender Vegetationsreste beobachtet, besonders von saftigen Kraeutern; spaeter bildeten den Hauptbestandteil der Nahrung frische Triebe der Graeser und Kraeuter. Bei der Beobachtung der trophischen Basis im Sommer wurden phytozoenische Aufnahmen von Lokalitaeten gemacht, wo Nahrungsaktivitaeten am haeufigsten beobachtet wurden. Durch direkte Beobachtung wurde festgestellt, welche Arten beim Weiden bevorzugt und welche am haeufigsten aufgenommen werden, unter Anfuehrung der physiologischen Teile der genannten floristischen Arten. Weiters wurde festgestellt, dass die Gemsen waehrend der Nahrungsaufnahme Standorte mit solchen Pflanzengemeinschaften suchen, in welchen die von ihnen bevorzugten Pflanzenarten zahlreich vertreten sind. Bezueglich anthropogener Faktoren mit Ruecksicht auf die Artenzusammensetzung der Nahrung wurden keine wesentlichen Unterschiede in den Pflanzengemeinschaften in touristisch besuchten Taelern und Schutzgebieten wahrgenommen. Dieser Faktor beeinflusst jedoch signifikant die Nahrungsaufnahme der Gemsen.