Standardsignatur
Titel
Koerpergroesse des Rehwildes (Capreolus capreolus L.) in der Gegenwart und Vergangenheit
Verfasser
Körperschaft
Výskumný ústav lesného hospodárstva vo Zvolene
Erscheinungsjahr
1988
Seiten
S. 115-133
Illustrationen
4 Abb., 5 Tab., 35 Lit. Ang.
Material
Unselbständiges Werk
Datensatznummer
200042105
Quelle
Abstract
Beim derzeitigen Capreolus capreolus in Europa unterscheidet sich die Koerpergroesse von Gebiet zu Gebiet. Eine mittlere Koerpergroesse ist bei Rehwildpopulationen in den Karpaten und oestlich von ihnen, in der Slowakei, Bulgarien und Westgeorgien vorzufinden. Etwas kleiner sind die Koerpermasse in Maehren, Boehmen und Polen auf dem Gebiet der beiden deutschen Staaten und in Frankreich lebt das kleinste Rehwild. Das groesste Wild dagegen gibt es im nordwestlichen Baltikum, in Litauen und Lettland. Der Richtwert, nach dem der Verfasser die Koerpergroesse beurteilte, war die Gesamtlaenge des Schaedels. Ist dieses Merkmal in der Literaturangabe nicht enthalten, kann es anhand der geometrischen Regression ermittelt werden; die entsprechenden Unterlagen dazu sind in der Taf. 1 zu finden. In dieser Weise wurde die Gesamtlaenge des Schaedels aus der kondylobasalen Laenge bei dem Rehwild errechnet, das auf dem Gebiet der DDR lebt und von Stubbe und Smirnov (1970) beschrieben wurde. Durch Vergleich der Laenge der Gelenkflaeche des Schulterblattes, der distalen Humerusbreite und der Laenge der Zahnreihe P2- M3 (Taf. 2,3) bei Knochenmaterial aus dem Holozoen konnten chronologische und alochrone Groessenunterschiede unter einzelnen Rehpopulationen nachgewiesen werden. Im Verlauf des Holozoens bis zum Ende des Mittelalters lebte das groesste Rehwild im nordwestlichen Baltikum, in anderen Gebieten war seine Koerpergroesse geringer. Erst im Laufe der Neuzeit entwickelten sich auffallende Unterschiede zwischen Rehpopulationen im Karpatenbogen und oestlich davon einerseits und westlich davon anderseits. Am geringsten waren die Veraenderungen in Koerpergroesse im noerdlichen Teil des Baltikums; es kann daher angenommen werden, dass die Koerpergroesse des heutigen Rehes in diesem Gebiet etwa der entspricht, die in der Vergangenheit bei C. capreolus in Europea vorzufinden war. Eine konkrete Vorstellung ueber die Koerpergroesse von C. capreolus kann man sich aufgrund der Abmessungen von langen Gliederknochen machen. Das verhaeltnismaessig ausgiebige Material in der slawischen Burgstaette Mikulcice aus dem 8.-9. Jahrhundert zeigt, dass das dortige Rehwild bis zum Ende des Mittelalters recht stattlich war (Taf. 4). Das ergibt sich wie aus den Mittelwerten, so auch und vor allem aus der Laenge der Variationsreihen im Vergleich mit rezenten Rehpopulationen. Mit Hilfe der Koeffizienten nach Godynicky (1970) konnten aus dem Knochenmaterial in Mikulcice auch die Widerristhoehe des Rehwildes errechnet werden. Zu Ende des ersten Jahrtausends war sie 76 cm. Bei der jetztigen Rehpopulation in Boehemen, Maehren und Polen betraegt sie 70 cm, in den beiden deutschen Staaten sogar 68 cm. Seit dem Mittelalter verringerte sich die durchschnittliche Widerristhoehe des Rehes westlich der Karpaten um ganze 8 cm, wie Abb. 1 veranschaulicht. Aufgrund der Anzahl von Knochenresten ....