- Standardsignatur2754
- TitelVon den Schwierigkeiten der Entdeckung des Waldsterbens in Deutschland. Man sieht nur, was man versteht oder/ Schaeden ohne Ursache und Ursachen ohne Schaeden
- Verfasser
- Erscheinungsjahr1996
- SeitenS. 103-107
- Illustrationen28 Lit. Ang.
- MaterialUnselbständiges Werk
- Datensatznummer200040227
- Quelle
- AbstractBei Umweltproblemen sind nicht nur Fakten wie bestehende Schaeden real, sondern auch zukuenftige, erst noch drohende Fehlentwicklungen. Die positivistisch arbeitenden Naturwissenschaften neigen jedoch dazu, Realitaet auf Fakten zu begrenzen. die Fallstudie stellt dar, wie es trotz dieser unsachgemaessen Selbstbegrenzung in einem bemerkenswerten, umwegbehafteten und zeitraubenden Zusammenspiel von Forstleuten, Wissenschaftlern und Oeffentlichkeit gelang, das Waldsterben zu entdecken. Das Waldsterben ist eine "schleichende Katastrophe", deren Ursachen sich kumulativ aufbauen: Ursachenbeitrag und Wirkung pro Zeiteinheit stehen in einem nicht-linearen Verhaeltnis. Der Ursachenaufbau muss Dezennien beansprucht haben. Dazu steht die auf einen Zeitraum von einigen Jahren konzentrierte oeffentliche Entdeckung und Diskussion in auffaelligem Widerspruch. Die Ursachen fuer die verzoegerte Entdeckung des Waldsterbens liegen, so die Ausgangshypothese, in den Kommunikationsbeziehungen zwischen den beteiligten Gruppen. Es zeigte sich, dass Forstleute, beispielsweise im Schwarzwald, schon seit den fruehen 60er Jahren ueber Schaeden berichtet hatten. Die Wissenschaft reagierte jedoch erst zehn bis zwanzig Jahre spaeter. Auch zwischen den betroffenen Forstbezirken gab es kaum Austausch ueber vorliegende Schaeden. Dafuer, so die Annahme, waren emotionale Gruende ausschlaggebend. Erst gegen Ende der 70er Jahre wurden Immissionen als Ursache ins Auge gefasst. Die Veroeffentlichungen Bernhard Ulrichs ueber die Wirkungen versauernder Immissionen im Solling wurden dabei zunaechst nicht herangezogen, weil seine Arbeiten nicht der Erklaerung vorliegender Schaeden dienten. Vielmehr gestatteten sie "lediglich" die Voraussage kuenftiger Fehlentwicklungen ohne Angabe eines genauen Schadbildes bei Baeumen. Die Ergebnisse des Sollingprojektes und die Prognose grossflaechigen Waldsterbens durch Immissionen in Mitteleuropa, 1997 von Ulrich in der "UBA-Studie" veroeffentlicht, hoben die Kommunikationsblockaden auf und wirkten als Katalysator fuer die oeffentliche Wahrnehmung sowie fuer den Beginn der Waldschadensforschung, die sich partiell zu einem Teilgebiet der Erforschung von Ursachen und Folgen des Klimawandels entwickelt hat.
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