Ausgangspunkt fuer die Ueberlegungen in diesem Beitrag ist die Broschuere "Wald - mehr als die Summe seiner Baeume; Leistungen des Waldes und der Waldwirtschaft in Baden-Wuerttemberg", die im August 1995 von dem zustaendigen Minister Dr.G. Weiser der Oeffentlichkeit vorgestellt wurde. Der Inhalt der Broschuere wurde ueberwiegend an der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt, Abt. Betriebswirtschaft, durch Herrn Ass.d.F.Chr. Brill und den anderen Angehoerigen der Abteilung erarbeitet. Der Inhalt der Broschuere weist auf eine starke Diskrepanz zwischen den Werten, die Gesellschaft und der Einzelne aus dem Wald beziehen koennen, und dem finanziellen Gewinn, der aus dem Hauptprodukt des Waldes, dem Holz, erwirtschaftet werden kann, hin. Die Frage nach der Ursache fuer ein solches Missverhaeltnis wird anhand von 3 Aspekten untersucht. 1. Die Rolle des genutzten und verarbeiteten Holzes im CO2-Haushalt wird aufgrund neuerer Literatur mit zusaetzlichen Zahlen beleuchtet. Die mengenmaessig erfassbare Bindung von CO2 durch die Speicher- und Substitutionseffekte wird zusaetzlich in monetaeren Werten angegeben. Die Waldnutzung in Baden- Wuerttemberg fuehrt zu einem Einspareffekt durch CO2-Vermeidung in Hoehe von jaehrlich 2,5 Mrd DM. Die Bedeutung der Holznutzung aus oekologischer Sicht - neben dem wirtschaftlichen Aspekt - wird damit deutlich aufgezeigt. 2. Die Forstwirtschaft hat in der Marktwirtschaft mit Benachteiligungen zu kaempfen, die aus der theoretischen Konstruktion diese Systems resultieren: die Natur und ihre Gueter wurden nicht als Produktionsfaktoren in das Theoriegebaeude neben Kapital und Arbeit mit eigenen Werten eingebaut. Aufwendungen fuer den Erhalt der Leistungsfaehigkeit der regenerativen Potentiale des Waldes, d.h. fuer eine Gestaltung des Waldes als Garant fuer alle Leistungen, stossen in der marktwirtschaftlich orientierten Oekonomie auf Unverstaendnis. Abhilfe ist hier nur von einer verstaerkten oekologischen Orientierung in Praxis und Theorie unseres Wirtschaftslebens zu erwarten. Aus der Sicht der Existenzfaehigkeit von Wald und Waldwirtschaft ist eine solche Aenderung einzufordern. 3. Der Mensch und seine Beduerfnisse bildet wie im Wirtschaftsleben auch in der Forstwirtschaft den Mittelpunkt der Zielsetzungen. Die Ausrichtung an den Leistungen fuer den Menschen begruendet die Orientierung an ethischen Normen, auf denen etwa das Prinzip der Nachhaltigkeit beruht, und als Folge davon ein gesamthaftes Zielsystem, das beispielhaft fuer die Staatsforstbetriebe in Baden-Wuerttemberg dargestellt wird. Aus den dargestellten Aspekten werden als Fazit Folgerungen fuer eine bessere Positionierung von Wald und Waldwirtschaft in unserer Gesellschaft abgeleitet.
906 (Direkte ökonomische Bedeutung der Wälder (Stellung des Waldes und des Forstwesens in der Volkswirtschaft)) 907 (Indirekte Bedeutung der Wälder (Wohlfahrtswirkungen). Natur- und Umweltschutz) 652.56 (Sozialfunktionen (z.B. Erholung)) [430] (Deutschland, 1990-)