Um die wuenschenswerte Allgemeinheit der Darstellung gewaehrleisten zu koennen, wird eine auf systemtheoretischen Auffassungen beruhende Erlaeuterung der wichtigsten Zusammenhaenge gewaehlt. Auf dieser Grundlage stellt sich Oekosystemstabilitaet als Angepasstheit und Anpassungsfaehigkeit eines offenen dynamischen Systems an seine Umweltbedingungen dar. Als Ziel jedes Anpassungsprozesses kann die Erhaltung der Identitaet des Oekosystems gelten, die sich in den durch die charakteristischen externen Bedingungen gepraegten Kennzeichen seines Stoff-, Energie- und Informationshaushaltes zeigt. Dem Informationshaushalt obliegt die Aufgabe der Steuerung von Stoff- und Energiefluessen (-umwandlungen). Da die Information ihre materielle Basis in der Erbsubstanz DNS hat und die Organisation dieser Information durch die genetischen Systeme der Populationen als Einheiten der Anpassung und Evolution geregelt ist, sind hier die genetischen Grundlagen der Oekosystemstabilitaet angesiedelt. Nach ihrer Einordnung in interspezifische Mechanismen werden die elementaren intraspezifischen Anpassungsmechanismen von Populationen unter Beruecksichtigung ihrer physiologischen und (mikro-) evolutionaeren Komponenten skizziert. Abschliessend werden einige der wichtigsten populationsgenetischen Methoden und Parameter zur Analyse von Anpassungsprozessen und -potentialen zusammengestellt und kurz erlaeutert. Die vorliegende Ausarbeitung hat zum Ziiel, die Position der Genetik im Rahmen oekosystemarer Stabilitaetsbedingungen zu verdeutlichen. Hierdurch soll einem vielfach vorgetragenen Wunsch nachgekommen werden. Um die fachuebergreifende Verstaendigung zu erleichter, wird die ohnehin im Grunde systemtheoretische Auffassung, welche den oekologischen Vorstellungen der Stabilitaet zugrundeliegt, die Erlaeuterungen beherrschen. Auch wenn eine weitgehend durch die Forschung an Waldoekosystemen inspirierte Auffassung immer wieder durchscheinen sollte, ist doch die Darstellung allgemeinerer Zusammenhaenge beabsichtigt. So wird das fuer die Evolution biologischer Systeme zentrale und in der forstlichen Literatur zwar gelaeufige, aber selten explizit so benannte Konzepte der Anpassung benutzt werden, um mit Bezug auf die Prinzipien der Stabilisierung eine konsistente Beziehung zwischen der Ebene des Oekosystems und der genetisch relevanten Ebene der Population herzustellen. Der gewaehlte systemtheoretische Zugang mag noch wenig vertraut sein, er ist jedoch von der Sache her zwingend und greift aktuelle, nicht zuletzt durch die Waldschadensforschung angestossene Entwicklungen auf (siehe z.B. das IMA-Querschnittseminar "Wirkungskomplex Stickstoff und Wald" des Umweltbundesamt 1995).