Der Vinschgauer Sonnenberg ist aufgrund seiner geologischen und klimatischen Sondersituation ein seltenes und werttvolles Biotop in floristischer und faunistischer Hinsicht. Intensive Beweidung und Brandrodung haben zu einer aeusserst duerftigen Waldausstattung und zu einem schlechten Waldzustand gefuehrt. Bei jedem starken Regen wurden die am Hangfuss liegenden Ortschaften und Kulturgruende ernsthaft bedroht oder in Mitleidenschaft gezogen. Aus diesem Grund ging man bereits am Ende des vorigen Jahrhunderts daran, die sogenannten "Vinscher Leiten" aufzuforsten. Diesen ersten, auf Privatinitiative beruhenden Eingriffe folgten weitere Aufforstungsarbeiten in der zweiten und vierten Dekade diese Jahrhunderts. Die angespannte Arbeitsmarktsituation in den Nachkriegsjahren und das unnachgiebige draengen des damaligen Forstdirektors Dr. Ing. Franz Deutsch waren die Anlaesse, in den Jahren 1951 bis 1965 ein grossangelegtes Aufforstungsprogramm mit einer Gesamtflaeche von 1700ha in Angriff zu nehmen. Insgesamt wurden bei diesem Aufforstungsprojekt knapp 6.000.000 Pflanzen ausgebracht. Ein grosses Problem stellte dabei die Pflanzenbeschaffung dar. Dabei war die Schwarzfoehre am leichtesten in so grossen Mengen verfuegbar. Auf diese Weise entstanden etwa 800ha Schwarzfoehrenforste am Vinschgauer Sonnenberg. Die angestrebte Wirkung, naemlich Siedlungen und Kulturgruende vor den periodischen Hochwaessern zu schuetzen, konnte damit erreicht werden. Nicht oder unzureichend gesichert sind die Naturschutz- und Erholungsfunktionen. Es kann ein eklatanter Rueckgang der Steppenvegetation unter den sich schliessenden Schwarzfoehrenbestaenden beobachtet werden. Die maechtige Rohhumusschicht verhindert jegliche Verjuengung von vielen Graesern und Kraeutern. Auch Pflanzen- und Tiersippen haben ihren Lebensraum verloren. Forstschaedlinge, vor allem der Kiefernprozessionsspinner, treten haeufig auf. Seit 1986 laeuft ein 20jaehriges EU mitfinanziertes Sonderprogramm. Eines der Ziele dieses Sonderprogramms ist die Umwandlung dieser Schwarzfoehrenforste. Ausgehend von der Erforschung der potentiellen natuerlichen Vegetation sollen stabile, standortgerechte, autochthone Artbestaende entstehen, die langfristig die Schutz- und alle anderen Nebenwirkungen umfassend, garantieren. Umfassende vegetations- und bodenkundliche Untersuchungen sowie eine verfeinerte Standortkartierung sind dabei Voraussetzung. Ebenso werden vergleichende, autoekologische Untersuchungen der Schwarz- und Rotfoehre durchgefuehrt (Pinus nigra und Pinus sylvestris), um festzustellen, inwiefern standortgemaesse, lokale Baumarten ueberhaupt fuer diese degradierten Standorte tauglich sind. Ebenso muss bei der Umsetzung dieses Projektes autochthones Saatgut beschafft und dessen Anzucht gewaehrleistet werden. Nach Umsetzung dieses Konzeptes - es wird sicherlich mehrere Jahrzehnte in Anspruch nehmen - duerften die "Vinschauer Leiten" ueber die ohnehin beschraenkte Nutzwirkung hinaus in landeskultureller Hinsicht mehr als bisher zu bieten haben.
233 ((Neu-)Aufforstung (besonderer Standorte; z.B. Dünen) [Kreuzverweise zu geeigneten Unterteilungen von 114.4, 116 oder 187. Aufforstungspolitik siehe 913/914]) [23] (Oberhalb des Meeresniveaus. Die gegliederte Erdoberfläche. Auf dem festen Land im allgemeinen. Gebirge) 226 (Wechsel des Waldbausystems. Umwandlungen (hinsichtlich des Systems oder der Holzarten)) 181 (Lebensweise, Autökologie. Waldbauliche Eigenschaften der Bäume) 174.7 (Coniferae [Siehe Anhang D]) [450.323] (Südtirol)