Wald ist das grosse terrestrische Widerlager des atmosphaerischen Kohlendioxids. Jede Vergroesserung der Waldbiomasse - sei diese lebend oder tot - verringert den Kohlendioxidgehalt der Atmosphaere. Umgekehrt fuehrt Waldzerstoerung unweigerlich zur Freisetzung von Kohlendioxid. Nachhaltig bewirtschafteter Wald ist in der Lage, einen permanenten Strom von Biomasse - vor allem Holz - in ein technisches System einzugeben, das damit - Material und Energietraeger zugleich - in der Lage ist, rohstoff- und energieautark zu arbeiten. Bei Nachhaltigkeit der biologischen Produktion ist dabei CO2- Neutralitaet gewaehrleistet. Dadurch wird der Komplex Forst- und Holzwirtschaft zu einem absoluten Sonderfall des technischen Zeitalters. Aus dem allen ergibt sich, dass eine der grossen Moeglichkeiten, die CO2- Problematik abzumildern, darin besteht, Forst- und Holzwirtschaft in einem globalen Kontext auszuweiten. Dazu gibt es eine breite Palette von Moeglichkeiten, die in Uebersicht 3 zusammengestellt sind. Daraus gehen aber auch drei weitere Befunde hervor: - Forstwirtschaft ist keine conditio sine qua non fuer die Existenz von Wald, ganz im Gegenteil: Forstwirtschaft veraendert Wald, schlechte schaedigt ihn oder kann ihn zerstoeren. Aus vielen Gruenden, darunter kohlenstoffoekologischen, ist es daher noetig, unberuehrte Waelder auf moeglichst grossen Flaechen zu bewahren und ihrer immanenten Dynamik zu ueberlassen. Forstleute muessen das viel staerker als bisher in ihr Kalkuel einbeziehen, und zwar weltweit, wollen sie ihrer bedeutsamen Aufgabe in ganzer Breite gerecht werden und soll die Naturwalderhaltung in ihrem Arbeitsbereich bleiben. - Die forstlichen Aktivitaeten muessen auf grossen Flaechen vonstatten gehen, sollen sie kohlenstoffoekologische Wirkungen zeigen und oekonomische Relevanz haben. Aus Uebersicht 3 geht hervor, dass es Potentiale in der Groessenordnung von Milliarden von Hektar gibt, die dafuer in Frage kommen, ohne dass land- und weidewirtschaftliche Notwendigkeiten darunter leiden muessten: Forstwirtschaft ist eine Aktivitaet, die weltweit gerade erst begonnen hat. - Forstliche Aktivitaeten der beschriebenen Art und im beschriebenen Art und im beschreibenen Umfang sind nur zu verwirklichen, wenn sie im Einvernehmen mit der betroffenen Bevoelkerung vonstatten gehen und dieser von ihrem Beginn an alternative Beschaeftigungs- und Verdienstmoeglichkeiten geben. Andererseits ist es fuer viele Gebiete der erde nur so moeglich, eine einfache Industriekultur auf dem Lande zu etablieren, die in der Lage ist, die verhaengnisvolle Landflucht zu bremsen, eine Industriekultur zudem, die energieautonom waere und daher als beispielhaft bezeichnet werden koennte. Die mit einem globaloekologisch gerechtfertigten Schutz und Wiederaufbau von Wald verbundenen erheblichen Investitionen sind von einer Groessenordnung, die von den technisch hochentwickelten Staaten getragen koennen. Und sie muessen getragen werden, wenn diese die CO2-Problematik anerkennen und zugleich zur Kenntnis nehmen, dass die Zeit des Ueberflusses an fossiler Energie auch aus Gruenden der Erschoepfung zu Ende geht. Schliesslich sei noch gefragt, wo die Rolle des mitteleuropaeischen Waldbaus in diesem forstlichen Kolossalgemaelde zu suchen ist. Dazu laesst sich folgendes sagen: - Zunaechst einmal muss sich, staerker als das bisher der Fall ist, in userem Selbstverstaendnis durchsetzen, dass der Waldbau in Mitteleuropa nichts ist als die regionale Auspraegung einer weltweiten Option: Die meisten der hier entstandenen waldbaulichen Vorgehensweisen sind - unter lokaler Modifikation - von weltweiter Gueltigkeit. - Was zur Zeit der forstlichen Klassik als europaeisches Problem in Erscheinung trat, naemlich die Verbesserung degradierter Waelder sowie die Wiederbestockung entwaldeter Flaechen, ist heute eine globale Herausforderung. Dabei geht es nicht mehr nur um die Produktion von Holz als Industrie- und Energierohstoff, sondern auch um die zentrale Bedeutung von Wal..
111.83 (Klimaänderungen. Paläoklimatologie) 111.88 (Einfluß der Umgebung) 907--090.3 (Indirekte Bedeutung der Wälder (Wohlfahrtswirkungen). Natur- und Umweltschutz. Politik) 905 (Forststatistik. Vorräte an Holz und anderen Forstprodukten)