Naturwaldreservate dienen in erster Linie der Erforschung der oekologischen Zusammenhaenge und Prozesse in naturnah aufgebauten Waeldern. Ihre groesste Bedeutung fuer den Natur- und Artenschutz leigt in ihrer Leitbildfunktion fuer die naturnahe Behandlung von Wirtschaftswaeldern. Sie sind gleichzeitig aber auch eigenstaendige Schutz- und Rueckzugsgebiete fuer Arten, die auf Naturwaelder angewiesen sind. Im Falle der "Sonderreservate" (mit einem Flaechenanteil von rund 40% der bayerischen Reservatsflaeche) ist die Funktion als unmittelbares Schutzgebiet vorrangig (Tab. 2). Naturwaldreservate erfuellen mit Ausnahme ihrer relativ geringen Flaechengroesse (in Bayern durchschnittlich 33 ha) die an der Naturlandschaft orientierten Natur- und Artenschutzziele (Tab. 1). Nur beschraenkt und nicht erfuellbar sind die Naturschutzziele, deren Leitbild in der historischen Kulturlandschaft wurzelt (z.B. Hute- /Mittelwaldbewirtschung; Waldrandgestaltung). Drei den Artenschutz stark beruehrende Frage werden diskutiert: Flaechengroesse der Reservate und Insellage, die Frage der Naturnaehe, das Problem der Stoerungen von aussen. Ein vogelkundlicher Vergleich zwischen Naturwaldreservat und Wirtschaftswald unterstreicht beispielhaft die Bedeutung naturnaher Strukturen (z.B. hohes Angebot an Naturhoehlen) fuer die Tierwelt. Das hohe Angebot von Totholz in Naturwaldreservaten spiegelt sich in einer reichhaltigen auf Totholz spezialisierten Kaeferfauna und Pilzflora - mit einem hohen Anteil seltener und gefaehrdeter Arten - wider. Der zunehmende Bestandesschluss in den ehemals hutewaldartigen Strukturen des untersuchten Naturwaldreservates Fasanerie zeigt beispielhaft den Konflikt zwischen unbeeinflusster Naturwalddynamik und Artenschutz fuer waermeliebende und offenlandbevorzugende Arten (hier: Kaeferfauna). Naturwaldreservate sind integrierter Bestandteil einer naturnahen Forstwirtschaft. Ihr Anteil an der Waldflaeche sollte etwa 2% betragen (einschliesslich Nationalparke, Biosphaerenreservate, Waldnaturschutzgebiete). Eine schrittweise Vergroesserung auf 50-100 ha pro Reservat wird erneut vorgeschlagen und hat Vorrang vor Neuausweisung. In die Flaechenvergroesserung koennten auch weiterhin bewirtschaftete Waldbereiche mit verschiedenen Funktionen einbezogen werden: Das vorgestellte Konzept (Abb. 1) enthaelt Kernzone, Pufferzone und Schutzwaldzone, die von naturnahen Wirtschaftswald umgeben sind. Der Begriff der "Schonwaldzone" ist neu und umfasst Waldflaechen, auf denen aktive Massnahmen zur Erhaltung bestimmter Lebensraumstrukturen, besonderer Standorts- und Vegetationsverhaeltnisse oder des Landschaftsbildes durchgefuehrt werden koennen (z.B. Erhaltung von Mittelwald-, Hutewaldstruktur). Damit koennten in Einzelfaellen Artenschutzkonflikte entschaerft werden. Fuer alle Naturwaldreservate wird die Schaffung von Pufferzonen empfohlen.