Standardsignatur
Titel
Rueckblick auf die Forstwirtschaft im ehemaligen Deutsch-Ostafrika
Verfasser
Erscheinungsjahr
1992
Seiten
S. 200-208
Illustrationen
18 Lit. Ang.
Material
Unselbständiges Werk
Datensatznummer
200030946
Quelle
Abstract
In insgesamt kaum mehr als zwanzig Jahren, in denen Forstleute unter schwierigsten kulturellen, politischen und infrastrukturellen Verhaeltnissen in DOA taetig waren, gab es bedeutende Fortschritte ebenso wie Misserfolge. Bemerkenswert sind neben ersten Erfahrungen mit den damals kaum bekannten einheimischen Baumarten vor allem die auf systematischen Anbauversuchen beruhenden Erfolge mit vielen Exoten. Unter diesen spielen Teak, Eukalyptus, Gerberakazien und mittelamerikanische Koniferen immer noch bzw. im Falle von China- oder Gummibaeumen wieder auf experimenteller Basis eine Rolle in der Forstwirtschaft Tansanis. Auch die Bemuehungen der Deutschen, degradierte Flaechen wieder zu bewalden, sowie Versuche, den Waldfeldbau zu foerdern, sind aus heutiger Sicht wieder hochaktuell. Als bedeutendste Leistung hat jedoch die mit grossem finanziellen und energischen Einsatz verbundene Schaffung von Waldreservaten zu gelten. Aus heutiger Sicht sind diese damals weitsichtig unter dem Zeichen der landeskultur geschuetzten Bergwaelder mit ihrem Artenreichtum und ihrer ueberragenden Umweltfunktion von ausserordentlicher Bedeutung. Waehrend die deutsche Forstwirtschaft im technischen, waldbaulichen und wissenschaftlichen Bereich durchaus Anerkennenswertes in DOA leistete, blieb den meisten wirtschaftlichen Bemuehungen sowohl aus Zeitgruenden als auch wegen der unguenstigen Transport- und Marktverhaeltnisse der Erfolg versagt. Auch das Arbeitskraefteproblem wurde nie geloest und blieb symptomatisch fuer das im damaligen autoritaeren und rassistischen Zeitgeist beruhende Kolonialklima. Selbst offizielle Bemuehungen der Kolonialregierung nach dem Majimaji- Aufstand, menschlicher und mit groesserer Sensibilitaet fuer die einheimische Kultur aufzutreten, vermochten die Auswirkungen der frueheren Fehler bei der Aufloesung traditioneller Rechte in den wenigen verbleibenden Jahren nicht mehr weiterzumachen. Im Hinblick auf die Dritte Welt scheint die zentrale Bedeutung der Zusammenarbeit und Uebereinstimmung mit der oertlichen Bevoelkerung bei der Bewirtschaftung von Waeldern und anderen Ressourcen erstaunlicherweise auch erst in den letzten Jahren mehr Beruecksichtigung zu finden.