Aus der Sicht des Naturschutzes werden eine Reihe von Anforderungen an die Waldwirtschaft formuliert: 1. Forstwirtschaft darf sich nicht auf die reine Holzproduktion beschraenken, sondern muss sich zu einer multifunktionalen naturnahen Waldwirtschaft entwickeln. In diesem Sinne kann sie hohe Wertertraege abschoepfen und sich dennoch moeglichst nahe an der natuerlichen Baumartenzusammensetzung orientieren, um neben den oekonomischen auch den oekologischen Anspruechen gerecht zu werden. 2. Eine solchermassen definierte Waldwirtschaft bietet vielfaeltige Strukturen auf einer Flaeche und dadurch auch ein Hoechstmass an oekologischer und oekonomischer Stabilitaet. Der anzustrebende Strukturreichtum ermoeglicht auch eine Fuelle von kleinflaechigen Lebensraeumen fuer die freilebende Tierwelt und in Konsequenz auch Erlebnisraum und hohen Erholungswert fuer die Menschen selbst. 3. Waldwirtschaft muss sich wieder vermehrt an natuerlichen Ablaeufen orientieren, um sisch wiederholende katastrophale Zusammenbrueche juengerer Bestaende zu vermeiden. Daher sollte Mass an Urwaeldern genommen werden, denen deswegen auch wieder Raum bei uns geboten werden muss. Hierzu sind ausreichende Flaechen notwendig, auf denen sich die potentiell-natuerliche Waldgesellschaft ohne jede menschliche Einwirkung entfalten kann, um naturnahe Bewirtschaftsformen als zukuenftiges Leitbild entwickeln oder nachvollziehen zu koennen. In solchen Waeldern bedarf es auch nur weniger Artenhilfsprogramme, das sie gleichermassen fast dem gesamten Artenspektrum das Ueberleben ermoeglichen, wenn darin eingebunden wenigstens ein ausreichendes Netz von Flaechen enthalten ist, auf denen auch Totholz groesserer Dimensionen - liegend und stehend - bis zu Zersetzung kommen kann, um Arten Ueberlebensmoeglichkeiten und Evolutionschancen einzuraeumen, die im Wirtschaftswald bisher an den Rand ihrer Existenz gedraengt wurden. 4. Ein so definierter Waldbau muss durch jagdliche Reglementierungen ermoeglicht werden, wo die volkswirtschaftlichen Werte des Waldes, dies schliesst eine waldbaulich tragbare Wilddichte ein - hoeher eingestuft werden als die Jagdleidenschaft und das Trophaeenstreben einer Minderheit in der Jaegschaft. 5. Im oeffentlichen Wald erwarten die Naturschuetzer und erwartet eine kritische Oeffentlichkeit die Umsetzung dieser Anforderungen. Im privaten Wald erfuellen sich viele dieser Wuensche - nicht alle - automatisch, wie gerade viele Grossprivatwald-Betriebe mit ihrer naturnahen Bewirtschaftungsform in der Vergangenheit bewiesen haben. Fuer die restlichen Leistungen sollten den privaten Waldbesitzern aehnliche Programme angeboten werden, wie die Landschaftspflegeprogramme des Bayerischen Umweltministeriums oder das Kulturlandschaftsprogramm des Bayerischen Landwirtschaftsministeriums fuer die Landwirte. Unter solchen Voraussetzungen koennten die Anforderungen des Naturschutzes ...