- Standardsignatur629
- TitelElemente fuer eine Neuorientierung der forstlichen Entwicklung in den Laendern des Suedens
- Verfasser
- Erscheinungsjahr1995
- SeitenS. 101-114
- Illustrationen15 Lit. Ang.
- MaterialArtikel aus einer Zeitschrift
- Datensatznummer200028755
- Quelle
- AbstractDie bisherigen forstpolitischen Massnahmen der Entwicklungslaender zur Loesung des Entwaldungsproblems werden zunehmend kritisch beurteilt. Anstelle der bisherigen forstpolitischen Ansaetze, die durch eine sektorielle und staatliche Sichtweise bestimmt waren, sind heute Strategien erforderlich, welche auf die Verantwortlichkeit oertlicher Akteure gerichtet sind und die umfassenden Probleme des laendlichen Raumes besser beruecksichtigen. Dies erfordert, dass die Rechte und Pflichten des einzelnen neu definiert werden. Die anfaenglich in den Entwicklungslaendern vorherrschende Auffassung, dass Entwicklung und Umweltbelange unvereinbar seien, ist heute der Einsicht gewichen, dass sie sich vielmehr gegenseitig bedingen und ergaenzen. Die nach wie vor der ueberholten Auffassung verpflichtete Politik vieler Laender muss dementsprechend geaendert werden. In den Entwicklungslaendern ist Forstpolitik nach wie vor in erster Linie Sache des Staates. Ihr repressiver Charakter aeussert sich im Bestreben des Staates, in seinem Interesse die Nutzung bzw. Uebernutzung der forstlichen Ressourcen durch die lokale Bevoelkerung mittels Verboten einzuschraenken. Dass die fortschreitende Entwaldung bisher nicht erfolgreich gestoppt bzw. vermindert werden konnte, ist unter anderem darauf zurueckzufuehren, dass die staatlichen Gesetze wirkungslos bleiben, solange traditionelles Gewohnheitsrecht nicht genuegend beruecksichtigt wird. Darueber hinaus ist die starre staatliche Politik moeglicherweise selbst ein Faktor, der zur Entwaldung beitraegt. Die auf pflegliche Nutzung gerichtete Bewirtschaftung forstlicher Ressourcen ist die beste Garantie fuer deren Erhaltung. Forstliche Ressourcen koennen nicht mehr als etwas Gegebenes, dessen man sich bedienen kann, aufgefasst werden. Vielmehr muessen sie zweckmaessig bewirtschaftet werden. Als Loesungsansaetze bieten sich vor allem an: - die Agroforstwirtschaft - die Bewirtschaftung durch die an der Nutzung unmittelbar Interessierten. Voraussetzung fuer eine erfolgversprechende forstliche Entwicklung ist, dass sowohl die Beduerfnisse der lokalen Bevoelkerung anerkannt und befriedigt werden als auch die Erneuerungsfaehigkeit der Ressource langfristig beruecksichtigt wird. Bestehende traditionelle Strukturen und Bodennutzungsrechte sollen anerkannt werden. Auf ihnen koennte die notwendige Anpassung des Rechts aufbauen. Es muessen Regelungen erarbeitet werden, die allgemein anerkannte Rechte und Pflichten festlegen. Moeglicherweise sind es die Bauern selbst, welche die Rahmenbedingungen und Strukturen bestimmen sollten, in denen die dadurch legitimierten Regeleungen ihre Wirkung entfalten sollen. Der Staat sollte die Bewirtschaftung der Ressourcen den unmittelbaren Nutzniessern uebertragen. Die Bewirtschaftung des Waldes muss in die Verantwortung derjenigen uebergehen, die den Wald nutzen, wobei der Staat diesen Uebergang beratend und unterstuetzend begleiten soll. Der Erfolg einer Forstpolitik haengt vom Einbezug aller ab. Die staatlichen Vorrechte muessen daher an die lokalen Kollektive uebergehen, und die Waldbewirtschaftung muss dezentralisiert werden. Eine solche Neuausrichtung setzt eine grundliegende Aenderung staatlicher Forstpolitik voraus. Zur Erreichung der obgenannten Ziele ist eine Anpassung des geltenden Rechts erforderlich, und die Verwaltung muss ihre Taetigkeit vermehrt an den konkreten Problemen der Betroffenen ausrichten. Dass die Entwicklung zu den neuen Strategien nur sehr langsam vorankommt, ist im Zusammenhang mit den Schwierigkeiten der Entwicklungslaender im Demokratisierungsprozess bzw. bei der Ueberwindung oligarchischer Strukturen zu sehen. Es ist deshalb entscheidend, dass die staatlichen Institutionen sich der sozialen Dynamik bewusst sind und eine partizipative Beteiligung aller Interessengruppen gewaehrleisten.
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