Standardsignatur
Titel
Cuticuläre Transpiration von Picea-abies- und Pinus-cembra-Zweigen aus verschiedener Seehöhe und ihre Bedeutung für die winterliche Austrocknung der Bäume an der alpinen Waldgrenze
Verfasser
Erscheinungsjahr
1974
Seiten
S. 195-211
Illustrationen
25 Lit. Ang.
Material
Unselbständiges Werk
Datensatznummer
200026225
Quelle
Abstract
Nach einer Hypothese von Michaelis sollen die über der Waldgrenze rasch zunehmenden Frosttrocknisschäden hauptsächlich darauf beruhen, dass die Nadeln in der Kampfzone des Waldes infolge der kurzen Vegetationszeit nicht mehr voll ausreifen können und dass daher ihr cuticulärer Transpirationswiderstand nicht ausreicht, um sie im Winter vor dem Austrocknen zu schützen. Wir haben zur experimentellen Prüfung dieser Hypothese die cuticuläre Transpiration und den Austrocknungsverlauf abgeschnittener Triebe von Fichten (Picea abies (L.) Karsten) und Zirben (Pinus cembra L.) aus verschiedenen Höhenlagen des Patscherkofels bei Innsbruck im Winter bei konstanten Bedingungen (15 Grad Celcius, 2,5 bis 4,0 Grad Celcius Taupunkt, 4 m/sec, 8000-10000 lux) in einem klimatisierten Windkanal gemessen. Die Wasserabgabe nach Spaltenschluss war bei den letztjährigen Trieben der Fichte (Jahrgang 1972) umso höher, aus je höherer und exponierterer Lage sie stammten. Entsprechend dem unterschiedlichen cuticulären Transpirationsvermögen vertrockneten die Zweige von der Baumgrenze und der Kampfzone bedeutend rascher als jene von der Waldgrenze und vom Talboden. Die unterschiedliche Dürreresistenz der Proben beruhte nicht auf verschiedener Austrocknungsresistenz sondern ausschliesslich auf dem verschiedenen Vermögen, die Wasserabgabe einzuschränken. Die cuticuläre Transpiration von vorjährigen Trieben der Fichte (Jahrgang 1971) war bedeutend geringer als jene der letztjährigen Triebe und unterschied sich in den verschiedenen Höhenlagen weniger voneinander. Sie trockneten daher auch in der Klimakammer langsamer aus, wurden jedoch etwa bei demselben Wassergehalt geschädigt wie diese. Noch geringer war die Wasserabgabe durch die Cuticula bei den Zweigen der Zirbe. Diese Holzart zeigte nur am exponierten Standort der Baumgrenze ein erhöhtes Transpirationsvermögen. Die Austrocknung in der Klimakammer erfolgte so langsam, dass unter den Testbedingungen unseres Versuches keine Dürreschäden auftraten. Weitgehend ähnlich wie in der Klimakammer verlief die Austrocknung der Triebe im Freiland in verschiedenen Höhenlagen des Patscherkofels im extremen Winter 1972/73. Die letztjährigen Triebe der Fichten trockneten an exponierten Stellen der Baumgrenze schon im Februar bis zur Schädigungsgrenze aus. Im März wurden auch die Triebe in der Kampfzone und an geschützten Stellen der Baumgrenze letal geschädigt, nur an der Waldgrenze blieb der Wassergehalt der Nadeln noch über dem kritischen Wert. Die vorjährigen Triebe der Fichte trockneten auch am Standort weniger schnell und weitgehend aus und blieben selbst in der Kampfzone im März noch ungeschädigt. Die Zirben zeigten auch am Standort keinerlei Schäden.