Seit Karl Gayer, spaetestens seit Moellers Dauerwald-Idee sind sich Gegner und Befuerworter naturgemaesser Waldwirtschaft gegenseitig gruendlich und in zunehmendem Masse auf die Nerven gegangen. Der Dauerzwist nahm allmaehlich derartige Formen an, dass wohl auch der aussenstehende Betrachter sich bisweilen des Eindrucks nicht erwehren kann, die waldbauliche Auseinandersetzung sei in Wahrheit eher weltanschaulich als fachlich begruendet. Mit dem Schimpf- und Schlagwort "Ideologie" laesst sich andererseits freilich auch jede noch so fruchtbare Fachdiskussion muehelos unterlaufen. Dass das Gedankengut Moellers im Dritten Reich aufgegriffen und propagandistisch ausgebeutet worden ist, schien im Nahhinein jenen recht zu geben, die hinter der Dauerwald-Diskussion ohnehin schon immer pure Ideologie gewittert haben. Eben dieser Umstand macht es den "Naturgemaessen" noch immer schwer, sich vorschneller Ideologie-Vorwuerfe zu erwehren; gleichviel, ob sie offen erhoben oder eher unterschwellig untergeschoben werden. Anzeichen von Beklemmung und Verkrampfung sind im Umgang mit Dauer-, Femel- oder Plenterwald deshalb noch heute unverkennbar. Der Ausstieg aus dem Altersklassenwald, jetzt auch vielerorts von der Forsteinrichtungsplanung im oeffentlichen Wald gefordert, koennte unter solchen Vorzeichen durchkreuzt, zumindest erschwert und verzoegert werden. Da mag es hilfreich sein, dem Verdacht auf ideologische Beweg- und Hintergruende einmal nachzugehen. Hierbei wird deutlich, dass Beruehrungsaengste im Umgang mit dem Dauerwald-Thema - Spaetfolgen seiner missbraeuchlichen Verwendung durch das NS-Regime - zumindest im deutschen Suedwesten unangebracht sind: Nicht zuletzt die Integritaet der Nachkriegs- Protagonisten, aber auch der Blick auf parallele Zwiespaeltigkeiten im benachbarten schweizerischen Waldbau lassen zumindest diesen Versuch einer forstlichen Vergangenheitsbewaeltigung als zulaessig und ueberfaellig erscheinen.
901 (Theorie, Methoden, Systematik; volkswirtschaftliche Eigentümlichkeiten des Forstwesens und der Waldwirtschaft) 902 (Geschichte der Wälder und des Forstwesens [Unterteilung durch Querverweise zu den geographischen und sachlichen verwende 902:972 oder 972.1/.9 für bestimmte Organisationen]) [430] (Deutschland, 1990-)