Forstliches Wirtschaften unter dem Aspekt der Entropieentstehung - ein Denkanstoss

1993

S. 117-124

24 Lit. Ang.

Unselbständiges Werk

200025184

Die Schwierigkeiten und Verunsicherungen unserer Zeit im Umgang mit der Natur zeigen, dass mit eher kurzfristig orientierten Handlungs- und Sichtweisen alleine keine befriedigenden Wirtschaftskonzepte gestaltet werden koennen. Bei der Suche nach langfristig orientierten Ansaetzen bieten sich die Axiome der Thermodynamik, vor allem das Entropiegesetz, als ein moeglicher Handlungsrahmen an. Neben einer kurzen Einfuehrung in die Axiome und Aussagen der Thermodynamik wird besonders deren Uebertragung auf offene Systeme durch Prigogine und deren Bedeutung fuer die Wirtschaftswissenschaften im Rahmen des Ansatzes von Georgescu-Roegen vorgestellt. Dabei wird deutlich, dass der limitierende Faktor fuer die menschliche Existenz ein unvermeidlicher Entropieanstieg auf der Erde ist. Menschheitsbedrohende Auswirkungen dieses Anstiegs liegen vor allem in der staendigen Verknappung von 'Inseln niedriger Entropie' und einer durch Umweltverschmutzung sinkenden Brauchbarkeit von Ressourcen. Moechte man aber moeglichst vielen nachfolgenden Generationen ein Ueberleben ermoeglichen, kann dieses nur dadurch erreicht werden, dass die Entropiezunahme im System der menschlichen Lebensgrundlagen moeglichst gering gehalten wird. Hervorgehoben wird aber ebenfalls, dass die naturgesetzlichen Aussagen der Thermodynamik keinen Beitrag zu der Frage, ob Verantwortung fuer kommende Generationen gezeigt werden soll, leisten, sondern nur, wie diese Verantwortung gezeigt werden kann. Eine Anwendung des Entropieansatzes bedarf also unabdingbarer vorheriger, normativer Festsetzungen der Gesellschaft. Die Umsetzung der Aussagen, die sich aus dem Entropieansatz ergeben, betrifft alle Handlungs- und Wirtschaftsbereiche des menschlichen Lebens. Am Beispiel der Forstwirtschaft als Wirtschaftsbereich, der aufgrund seines Denkens in langen Zeitraeumen besonders geeignet erscheint, einen Prozess des Umdenkens einzuleiten, werden skizzenhaft moegliche Auswirkungen und Folgerung einer 'niederentropischen Handlungsmaxime' dargestellt. In einem kurzen Ausblick wird zusaetzlich auf moegliche Reaktionen bei geaenderten Umsystembedingungen eingegangen. Deutlich wird der enorme Forschungsbedarf und die Schwierigkeiten der Umsetzung eines solchen Konzeptes, aber auch dessen draengende Notwendigkeit