Grundsatzüberlegungen zur österreichischen Agrar- und Förderungspolitik

Wien

1989

S. 169-188

7 Tab., 40 Lit. Ang.

Unselbständiges Werk

200021821

Der Schutz der Umwelt ist neben der Sicherung des Friedens zweifellos die grösste Herausforderung und Aufgabe unserer Zeit. Die öko-soziale Agrarkonzeption, wie sie in Österreich realisiert wird, möchte nicht nur internationale Vorbildwirkung erreichen, sondern auch negativen Entwicklungen wirksam begegnen. Der technische Fortschritt, die steigende Erzeugung sowie die Überschussituation für die Einkommensbildung wichtiger Agrarprodukte haben dazu geführt, dass sich der Spielraum für die Preispolitik verkleinerte und sich die Einkommen je Betriebsgroesse und Standort in der Landwirtschaft unterschiedlich entwickelten. Das neue Lanwirtschaftsgesetz, das seit 1. Juli 1988 in Kraft ist, setzt starke öko- soziale Signale für die 90er Jahre. Auf der Grundlage dieses Gesetzes wurde eine agrarpolitische Wende eingeleitet. Zahlreiche legistische Initiativen sowie das Bemühen, durch eine neue Agrarstrategie auf der Ackerfläche das Produktionsvolumen bei Getreide zu vermindern, sind Ausdruck der zunehmenen Ökologisierung in der Agrarwirtschaft. Der Bodenschutz, der Kampf gegen das Waldsterben, Massnahmen zur Reinhaltung der Gewässer und der Luft dokumentieren ebenfalls das Bestreben, Umweltanliegen ernst zu nehmen. Die Agrarpolitik möchte durch die Sicherung einer bäuerlichen Betriebsstruktur sowie einer breiten Eigentumsstreuung durch verstärkte Dirketzahlungen im Berg- und Grenzlandgebiet auch in Zukunft einen funktionsfähigen ländlichen Raum mit einer flächendeckenden Landwirtschaft erhalten. Ausserdem geht es darum, für neue Chancen die Weichen zu stellen. Dazu gehören die Förderung der Energie aus Biomasse und die Nutzung nachwachsender Rohstoffe für Wirtschaft und Gesellschaft. Agrarpolitik wird dadurch immer mehr zu einem integrierenden Bestandteil einer zukunftsorientierten Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik mit dem Ziel, die natürlichen Produktionsgrundlagen zu erhalten und der Umweltsicherung Vorrang einzuräumen.