In NO-Brasilien, einerseits im Trockengebiet von Piauí und anderseits im regenreichen unteren Amazonasgebiet von Pará, wurden bodenbiologische Untersuchungen zum Zwecke der ökologischen Beurteilung von Landnutzungsmaßnahmen durchgeführt. In den Trockenwäldern von Piaui wurde durch alljährliches Abbrennen des Unterwuchses die Bodenfauna mit Ausnahme der Ameisen und Termiten großenteils vernichtet. Es sind auch Kahlflächen entstanden, die ständig weiter wachsen, weil sich der Boden unter dem Einfluß der direkten Sonnenbestrahlung so stark erwärmt, daß Boden- und Pflanzenleben nur noch unter der Bodenoberfläche möglich sind (Ameisen, Termiten und Geophyten). Die Brandrodung der Wälder zum Zwecke der Schaffung von Ackerland schafft solche Kahlflächen im großen, kein Wunder, daß die Ackerwirtschaft nur sehr geringe Erträge erbringt. Vorgefundene Versuche zeigen, daß annuelle landwirtschaftliche Kulturen unter Baumschatten viel besser gedeihen und daß sich in ihnen auch wieder Bodentiere ansiedeln. Daraus ergibt sich die Schlußfolgerung, daß die Ackerbautechnik gemäßigter Breiten in tropischen Trockengebieten nicht anwendbar ist, daß vielmehr alles getan werden muß, um hier den Boden vor der direkten Sonneneinstrahlung zu schützen. Vorschläge für die Erreichung dieses Zieles und gleichzeitig auch für die Wiederbesiedlung der Böden mit Bodenorganismen werden erstattet. Im unteren Amazonasgebiet besteht im Gegensatz zu Piauí eine außerordentliche Wüchsigkeit der Vegetation und eine sehr große Regenerationsfähigkeit der Bodenfauna. Nach nur zweijähriger Ackernutzung (Shifting Culitvation) setzt die Wiederbewaldung unmittelbar ein und auch die Waldbodenfauna kehrt zurück. Ob dies auch nach mehrjähriger Ackernutzung noch der Fall ist, wäre noch experimentell zu prüfen. Die Zufuhr von Mulch zu landwirtschaftlichen Kulturen zwecks Anreicherung von Humus in den Böden ist innerhalb von zwei Jahren von einer Massenvermehrung detritophager Bodentiere (Regenwürmer, Diplopoden, Asseln und Landschnecken) gefolgt. Diese geht zurück, sobald die Mulchzufuhr aussetzt. Würde weiterhin jährlich Mulch zugeführt, käme es auch zur Vermehrung der Carnivoren (Räuber), die in den ersten Jahren stark zurücktreten. Dadurch käme es zu einer Dezimierung der Detritophagen, bis sich schließlich die ganze Biozönose auf ein neues Gleichgewicht, das der starken Nahrungszufuhr entspricht, einpendelt. Die Böden auf den Alluvionen des unteren Amazonasgebietes zeigen podsolige Dynamik. Eine Humusanreicherung in ihnen kann daher erst nach Hebung des pH-Wertes im Wege mineralischer Dünung, vor allem Kalkung, erzielt werden.
261 (Landwirtschaftlicher Zwischenanbau) 914 (Beziehungen zwischen Wald und Ödland. Benutzung und Aufforstung von Ödland. Entwaldung) 114.6 (Biologie des Bodens (gleichlaufend mit UDK 631.46 geordnet)) 181.2 (Beziehungen zum Klima. Akklimatisation. [Siehe vorzugsweise Untertitel von 4; Einflüsse durch Verunreinigungen der Umwelt siehe 181.45]) [81] (Brasilien) [8.04] (Amazonasgebiet)