In einem im Jahre 1970 fuenfzigjaehrigen ehemaligen Eichen-Niederwald des Genfer Beckens wurde die Veraenderung der Bodenvegetation zufolge Klaerschlammbehandlung verfolgt. Der Versuchswald gehoert vegetationskundlich zu dem durch Wechseltrockenheit gekennzeichneten, physiognomisch wie floristisch eigenstaendigen Galio silvatici-Carpinetum molinietosum Etter et Morier-Genoud 63. Davon konnten mittels Trennartengruppen Untereinheiten mit Carpinus betulus bzw. Sorbus torminalis in der Baumschicht unterschieden werden. Letztere tritt zudem in einer Pteridium aquilinum-Ausbildung auf. Die Besonderheit von Vegetation und Standort schraenkt die Uebertragbarkeit der Resultate auf andere Gebiete der Schweiz stark ein. Die Klaerschlammbehandlung aeusserte sich in derVegetation vor allem in Artenverlusten. Bei den Moosen war ein schlagartiges, fast voelliges Verschwinden mit einer Klaerschlammabgabe zu verzeichnen. Die sofortige Reaktion laesst auf eine direkte Einwirkung des Klaerschlammes auf Moose schliessen. Die zaghafte Wiedereinwanderung, die nach 8 Jahren festgestellt werden konnte, wird auf das Bestehen wenig beeinflusster Zwischenstreifen imVersuch zurueckgefuehrt. Phanerogamen und Pteridophyten reagierten mit um so s taerkeren Verlusten, je hoeher die Klaerschlamm-Menge war. Die unmittelbare Wirkung von 40 mm Klaerschlamm aeusserte sich im Verlust von durchschnittlich 11,5% der Arten, wobei aber die Kontrollflaechen bereits durchschnittlich 7,2 % der Arten verloren hatten. Mit 20 mm Klaerschlamm lag der Verlust bei 9,7 %. Stark zurueckgegangen waren vor allem Hemikryptophyten mit geringem Vermoegen, sich vegetativ auszubreiten. Auch Hemikryptophyten mit bodennahen Blaettern und feh lenden naehrstoffspeichernden unterirdischen Organen waren betroffen. Als direkter Einfluss von Klaerschlamm muss auf die Hinderung am Austrieb geschlossen werden. Wegen der langfristig anhaltenden Auswirkungen koennen jedoch indirekte Wirkungen des Klaerschlammes nicht ausgeschlossen werden. Durch Duengewirkung werden Baumbestand und einzelne Straeucher gefoerdert, was sich in Verdraengungsmechanismen und Ausdunkelung von Pflanzenarten der Krautschicht aeussert. 1979 verzeichneten Parzellen, die 1971 40 mm Klaerschlamm erhalten hatten, Artenverluste von im Mittel 60,2 %. Mehr als die Haelfte aller Flaechen befanden sich in den Verlustklassen zwischen 51 und 70 %. Mit 20 mm Klaerschlamm hatten in der gleichen Zeit 44 % unbehandelte Kontrollparzellen 24 % der Arten verloren. Artengewinne nahmen sich neben den Verlusten bescheiden aus: das Maximum lag bei durchschnittlich 1,6 neu eingedrungenen Arten auf unbehandelten Flaechen nach 8 Jahren (1979). Den kleinsten Artengewinn verzeichneten mit durchschnittlich 0,8 Arten die mit 40 mm behandelten Flaechen im Jahre 1971.