Von 1972 bis 1982 wurde in einem Eichen-Hainbuchen-Wald (Querco-Carpinetum) bei Genf, Schweiz, der Einfluss von Klaerschlamm auf die Fruktifikation von Makromyceten (Agaricales, Boletales) untersucht, nachdem 1971 je 5 Versuchsflaechen zu je 1200 m2 mit 20, 40, 60 bzw 80 mm (=200, 400, 600 bzw. 800 m3/ha) Klaerschlamm beschickt worden waren. Von den insgesamt 260 auf 73 Exkursionn gefundenen Pilzarten wurden 196 Makromyceten (114 obligate und fakultative Ektomykorrhizapilze, 50 %; 82 saprobe und parasitische Pilze, 42 %) mit total 2095 Einzelfunden fuer eine mykocoenologische Analyse ausgewaehlt und ausgewertet. Fruchtkoerperproduktivitaet und Pilzartenspektrum wurden durch Klaerschlamm wie folgt beeinflusst: Obligate Ektomykorrhizapilze (100 spp.) werden sofort und nachhaltig um mehr als 90 % reduziert. 20-40 mm Klaerschlamm hemmen die Fruchtkoerperentwicklung total bei Boletaceae, Cantharellaceae, Amanita, Cortinarius s.1., Entoloma and Hydnum (= empfindliche Indikatorpilze). Arten von Hygrophorus, Lactarius, Russula und Tricholoma verschwinden dagegen erst bei Klaerschlammengen von 40 bis 60 mm. Fakultative Mykorrhizapilze (14 spp.) und saprob-parasitische Pilze (82 spp.) tolerieren in der Regel Klaerschlamm in allen 4 getesteten Varianten. Laccaria laccata und Armillariella mellea werden durch Klaerschlamm besonders in ihrer Produktivitaet stimuliert. Klaerschlamm hat keinen Einfluss auf das phaenologische Verhalten der untersuchten Makromyceten -ausgenommen Armillaria mellea, deren Fruchtkoerper in geschlaemmten Versuchsfl aechen nicht nur haeufiger, sondern auch waehrend einer laengeren Saison auftreten. Die Fruktifikation der Makromyceten wird entscheidend durch das Klima beeinflusst. Im Versuchswald leitet in kuehler, regenreicher Fruehling und Sommer eine schlechte Pilzsaison ein, vor allem wenn der Herbst niederschlagsarm ist. Ein optimales Pilzjahr kann nach feuchtem Fruehsommer, trockenem Hoch- und Spaetsommer und regenreichem Herbst erwartet werden. Fuer alle 196 analysierten Makromyceten koennen an Hand von synoptischen Tabellen Fluktuation, Dynamik, Abundanz, Frequenz und Aspektfolge in jeder einzelnen der 5 Kontrollflaechen und der 15 geschlaemmten Parzellen ermittelt bzw. verfolgt werden (Periode 1972-1982). Durch Klaerschlamm kommen in hoher Konzentration Naehrstoffe in den Waldboden, die einzeln und in Kombination eine Duengewirkung ausloesen. Der signifikante Rueckgang der Fruchtkoerperproduktivitaet von obligaten Mykorrhizapilzen wird hauptsaechlich auf den Einfluss von Stickstoff und Kalzium zurueckgefuehrt. Ueberdie damit im System Ektomykorrhiza (Pilzsymbiont-Wirtsbaum) ausgeloesten oekop hysiologischen Prozesse liegt heute noch wenig fallspezifische Information vor.Die meisten Indizien einer auf Literaturauswertung basierenden Faktorenanalyse deuten jedoch darauf hin, dass Klaerschlamm aus mykooekologischen ...