Im Edelkastanienstandort des Revieres Merkenstein in Niederösterreich wurde von Ende März bis einschließlich November 1963 die Arthropodenfauna der Bodenoberfläche qualitativ und quantitativ mit Hilfe der Fallenmethode untersucht. Es wurden auch die in den Fallen gefangenen Mollusken ausgewertet. Weiters wurden aus Lagerholz von Edelkastanie im Freiland und aus Zuchten dieser Hölzer stammende Insekten zu erfassen versucht, sowie die in den Fruchtbechern, an den Blättern und Blüten vorgefundenen Insekten beschrieben. Die Auswertung der Fallenfänge ergab insgesamt 2317 Exemplare - ohne Berücksichtigung der Dipteren- und 106 verschiedene Arten - ohne Berücksichtigung der nicht determinierten Arten der Neuropteren, Collembolen, Milben, Tausendfüßler und Hundertfüßler. Unter den determinierten Arten waren die Käfer mit 44, die Ameisen mit 12, die Geradflügler mit 9, die Spinnen mit 30 (nicht vollständig erfaßt), die Asseln mit 6 und die Schnecken mit 5 Arten vertreten. Viele Arthropoden gehörten in diesem Gebiet, das noch unter Einflußbereich des pannonischen Klimas mit den Gegebenheiten eines Gebirgsrandes steht, weitverbreiteten Arten an, doch waren unter den Staphyliniden und Carabiden auch einige in Österreich seltene Exemplare vertreten, so die Staphyliniden-Arten Staphylinus fulvipes Scop., Atheta granigera Kiesw., Zyras similis Mark und die Carabiden-Art Melops elatus Fabr.. Besonders bemerkenswert war das Vorkommen einiger mediterraner Formen, so vor allem einer Spinne, Harpactes cannerini (L. K.), welche bisher nur aus Norditalien und Südosteuropa bekannt war. Von den Orthopteren wäre das Vorkommen einer seltenen Heuschrecke, Chrysochraon dispar Germ., zu erwähnen. Ob die Zusammensetzung der Fauna an diesem Edelkastanienstandort anderen Biotopen wie Kiefernstandorten gegenüber Unterschiede zeigt, werden erst die in der Folge noch weiter durchzuführenden Untersuchungen ergeben. Die gewählten Fallenaufstellungsorte - Fallen I, II, III Bestandesrand, Fallen IV, V, VI Bestandesinneres (ca. 150 m höher gelegen) - ließen in der Häufigkeit der Fänge bei verschiedenen Käferfamilien wohl gewisse Unterschiede erkennen, doch waren diese nicht so kennzeichnend, daß sie als gesichert gelten könnten. Vergleiche hinsichtlich der im Gebiete von Merkenstein aufgetretenen Insekten mit jenen von Klein im Oberharz in Deutschland gefangenen Tieren aus Fallenfängen der Bodenoberfläche wurden bei einigen Coleopteren - Arten angestellt. Es konnte festgestellt werden, daß einige Arten, z.B. Staphyliniden - Arten im Oberharz nicht gefunden wurden, die bei den Untersuchungen in Niederösterreich häufig vorkamen oder daß häufige Arten aus den Proben vom Oberharz in Merkenstein fehlten. Zum Vorkommen der Staphyliniden im Untersuchungsgebiet läßt sich sagen, daß sich die größten Fangzahlen bei Falle III mit 70 Exemplaren ergaben, dies entspricht einem Anteil von 42 % aller in den Fallen gefangenen Kurzflügler. Vergleicht man die Ergebnisse der Fänge vom Bestandesrand mit jenen im Bestandesinnern, so ergibt sich, daß 68 % der Kurzflügler in den unter dem Kronenraum der Edelkastanien am Bestandesrand aufgestellten Fallen gefangen wurden. Im jahreszeitliehen Ablauf gesehen wurden bei den Staphyliniden im Frühjahr (37 Stück) und im August (43 Stück) die höchsten Fangzahlen erreicht. Die Art Astilbus canaliculatus war von den Kurzflüglern die häufigste (88 Exemplare), wovon sich die meisten Exemplare in Falle III fingen. Nach mündlicher Mitteilung von Prof. Dr. O. Scheerpeltz ist diese Art im Rasen häufig zu finden, daraus dürften sich die großen Fangzahlen am Bestandesrand erklären. Klein hat diese Art jedoch nur in drei Exemplaren bei seinen Untersuchungen im Oberharz erhalten. Zum Vorkommen der Carabiden im Untersuchungsgebiet von Merkenstein wäre zu bemerken, daß die größte Anzahl der aus den Fallenfängen erhaltenen Tiere aus Falle IV (als einzige unter Eichen und Rotbuchen aufgestellt) stammten und in dieser Falle 104 Imagines, welche 8 verschiedenen Arten angehörten, gefangen wurden. In Falle I und III wurden je 52 Imagines von Carabiden, welche 6, bzw. 7 verschiedenen Arten aingehörten, gefangen. Vergleicht man die Ergebnisse der Fänge vom Bestandesrand mit jenen im Bestandesinnern, so ergibt sich ein Anteil von 44 % am Bestandesrand gegenüber 56 % im Bestandesinnern, also etwas mehr Carabiden im Bestandesinnern. Es läßt sich unter den gegebenen Verhältnissen kein wesentlicher Unterschied erkennen. Klein hat bei seinen Untersuchungen im Oberharz 60 Exemplare, die 21 verschiedenen Arten zuzurechnen waren, vorgefunden, während in Niederösterreich 311 Exemplare nur 13 Arten angehörten. Vergleicht man die sonstigen, in den Fallen erhaltenen Käfer, so ergibt sich, daß in den Fallen am Bestandesrand (I bis III) weitaus mehr Exemplare der Familien Silphidae, Elaterididae, Cryptophagidae, Ptinidae, Scarabeidae, Chrysomelidae, Curculionidae und Lathriidae gefangen wurden als im Bestandesinnern. Das Verhältnis betrug 54 : 16 Stück. Die meisten der Käfer der vorgenannten Familien wurden in den Fallen I und II erhalten. Die Falle IV war hinsichtlich des erhaltenen Käfer-Anteiles am ärmsten. Der Vergleich der Bevölkerungsschwankungen der einzelnen Arten im jahreszeitlichen Ablauf, ließ bei einigen aus Fallenfängen stammenden Arten gewisse Unterschiede erkennen, vor allem wenn es sich um eine größere Anzahl von Exemplaren handelte. Bei vielen Arten konnten jedoch - infolge des Vorkommens von nur wenigen oder oft einzelnen Insekten - keine Schlüsse auf die jahreszeitliche Häufigkeitsverteilung gezogen werden.