Wind- und Schneeverteilung sind entscheidende Faktoren für die Lawinenbildung. Durch Erstellung von windbeeinflussenden Bauten ist es möglich, die Faktoren an bestimmten Orten so zu ändern, daß die Lawinenbildung verzögert oder hintangehalten wird. Hiezu ist zunächst die Kenntnis der unbeeinflußten Bewindung und Schneeverteilung im Verbauungsgebiet erforderlich. Der Projektsverfassung soll eine mehrjährige Beobachtung der Schneeverhältnisse im Nähr- und Abbruchgebiet der Lawine vorausgehen. Zur Bestimmung der Schneehöhen sind Pegelmessungen erforderlich, wobei bei Aufstellung der Pegel bereits auf Geländeausformung und Vegetation Bezug genommen werden soll. Diese Messungen ergeben zusammen mit den Ausaperungsformen das Bild einer jährlich ähnlichen Schneeverteilung, welches durch Hinzufügen eines auf Katastrophenschneefall bezogenen Zuschlages bereits die quantitative Grundlage für technische Schutzmaßnahmen abgibt. Dieser Zuschlag kann ermittelt werden durch Vergleich der gemessenen Schneehöhen mit den langjährigen Werten einer nahegelegenen BasisStation (vgl. Eidgen. Inspektion für Forstwesen 1961: Richtlinien für den permanenten Stützverbau). Die Anströmrichtung der intensiven - also schneeverfrachtenden Winde kann aus den Wächten ersehen und an der Vegetation auch im Sommer beurteilt werden. Windzugekehrte Seiten kleinerer Erhebungen zeigen z. B. windharten Flechtenbewuchs, während daneben Loiseleuria procumbens anzutreffen ist. Größe und Übergang dieser Bereiche lassen auf die Windverhältnisse in Bodennähe schließen. Aus diesen Erhebungen ergibt sich die Beurteilungsmöglichkeit für die Erstellung einer Windverbauung. Der Anwendungsbereich der Windverbauung wird dabei in der Lawinenverbauung nicht so weitreichend sein wie in der Lawinenvorbeugung, wo es sich vorwiegend um den Schutz von Aufforstungen handelt und daher keine so hohe Sicherheit gefordert wird. In der Lawinenverbauung dienen die windbeeinflussenden Bauten hingegen wegen der verlangten Verbauungssicherheit vorwiegend der Entlastung der Stützverbauung. Die Situierung der Bauten, welche dem Schutz der Aufforstung dienen, muß aus der Verteilung der Pflanzengesellschaften heraus erfolgen, innerhalb welcher eine Schutzwirkung auf die Pflanzen erzielt werden soll. In der zentralalpinen Urgesteinszone ist dies an und über der Waldgrenze das Alectorietum und das Loiseleurietum. Windverbauungstechnisch schließt sich daran der mögliche Bereich der Verfestigungsbauten (Kolktafeln), während das windschwache Rhododendretum der Stützverbauung vorbehalten bleibt.