Standardsignatur
Titel
Untersuchungen über die Pflanzentemperaturen in der subalpinen Stufe mit besonderer Berücksichtigung der Nadeltemperaturen der Zirbe
Verfasser
Erscheinungsort
Wien
Verlag
Erscheinungsjahr
1961
Seiten
S. 127-151
Material
Unselbständiges Werk
Datensatznummer
200004565
Quelle
Abstract
Die Nadeltemperatur schwankt gleichsinnig mit der Lufttemperatur (Hütte), zeigt jedoch rund doppelt so große Tagesamplituden. Die Nadeln sind in der Regel nachts kälter, tagsüber wärmer als die Luft. Die Unterkühlung ist im Winter am stärksten, die Überwärmung (abgesehen von den besonderen Verhältnissen im April) im Sommer. Dies führt dazu, daß die maximale jährliche Differenz zwischen den Extremen der Nadeltemperatur um rund 20° größer ist als die der Luft in 2 m über dem Erdboden. Sie kann im Extrem von -40° bis etwa über +40° gehen. Es sind im Untersuchungsgebiet an den Nadeln junger Zirben Frostschäden eher zu erwarten als Hitzeschäden, selbst auf extrem bestrahlten und windgeschützten Standorten (S-Rodung). Auf keinen Fall kommt die Temperaturjahresamplitude freistehender Zirbennadeln an die der Bodenoberfläche heran (s.Abschn.I E 4). Auf Nordhängen, besonders aber an Standorten, die durch eine Vegetationsdecke beschattet sind, sind die Nadeltemperaturen in der Vegetationsperiode etwas zu kühl, um optimale C02-Netto-Assimilation d.h. Stoffgewinn zu ermöglichen. Pflanzen besonnter Standorte, vor allem auf W- und S-Lagen sind diesbezüglich besser gestellt, besonders wenn die Sonne tief steht (Herbst und Frühjahr). Der höhere Wärmegenuß im Frühjahr kann jedoch biologisch nur dann wirksam sein, wenn diese thermisch begünstigten Standorte nicht allzu spät ausapern. Wesentlich wärmer als die Blätter werden die Stämmchen, zumal an der Stelle, wo sie die Bodenoberfläche durchstoßen. Selbst hier treten jedoch nicht jene Temperaturextreme auf, welche die Bodenoberfläche kennzeichnen, sondern schätzungsweise bis um 20° geringere. Am Ende des Winters erleiden die Pflanzen, die über die Schneedecke ragen, besonders extreme Temperaturschwankungen. Dadurch kann der Gefrierbereich ihrer Nadeln (-8 bis -4°) mehrmals am Tage so rasch durchschritten werden, daß sonnseitig exponierte Nadeln Schädigungen durch zu rasches Auftauen erleiden dürften. Der Umstand, daß die Nadeln im Winter fast täglich wenigstens für kurze Zeit eisfrei werden, ist zwar für den Stoffgewinn an der Waldgrenze bedeutungslos, weil der Photosyntheseapparat inaktiv ist, bedeutet jedoch steigende Wasserverluste zumal bei jungen Pflanzen, welche keine großen Wasserreserven in ihren Stämmchen haben. Zu bedrohlichen Defiziten kann es auf schneearmen Standorten kommen, auf denen die Wurzeln u. U. längere Zeit kein Wasser aus dem gefrorenen Boden aufnehmen können. Unter der Schneedecke haben die Nadeln nahezu konstante Temperatur von 0°C. Der Schnee schützt sie vor der Einwirkung der hochwinterlichen Kälteextreme sowie vor nennenswerten Wasser- und Chlorophyllverlusten.