In der vorliegenden Arbeit wurden die Kronenarchitektur und die verschiedenen Verzweigungsphänotypen der Fichte (Picea abies (L.) Karst.) untersucht. Am Beispiel der Kammfichte wird ein Kronenmodell dargestellt (Abb. 2). Besonders herausgestellt wird die Diskrepanz zwischen den Verzweigungsphänotypen und ihren entsprechenden Verzweigungsgenotypen, was im Vergleich zwihen alten "autochthonen" Mutterbäumen (Ortets) und ihren Pfropflingen (Ramets) besonders deutlich wird. Anhand abgepfropfter Klone von diesen uralten angepassten Harzfichten ("autochthone Reliktbestände") wird aufgezeigt, dass genetisch bedingte Verzweigungsunterschiede im Sinne der Typenlehre existieren. Es wird ferner aufgezeigt, dass diese Verzweigungstypen ueber Umwelteinflüsse mehr oder weniger stark modifizierbar sind (Abb. 3). So sind z.B. in den Höchstlagen und exponierten Lagen des Harzes viele der Plattenphänotypen modifizierte Bürsten- oder teilweise auch Kammfichten (Abb. 4, Tab. 1). Daher waeren die Harzhochlagen natürlich als Fichtentypen-Mischzone einzustufen, in der vorwiegend Buersten-, aber auch Kammfichten und mit relativ geringem Anteil Plattenfichten vertreten sind. Danach muss zwischen den labilen Typen, den Kammfichten, und den stabilen Typen, den Plattenfichten, unterschieden werden. Die labilen Typen haben aufgrund ihrer leichten Modifizierbarkeit ihren Genotyp maskiert. Ein System über das Zustandekommen der Verzweigungsphänotypen als das Resultat von genetischen und modifikatorischen Zusammenwirken ist dargestellt. (Abb. 5). Die Erkenntnisse über die Zusammenghänge zwischen dem Verzweigungsphänotyp und dem Verzweigungsgenotyp bei der Fichte werden in Verbindung mit einer ökologisch und ökonomisch sinnvollen Fichtenwirtschaft am Beispiel des Harzes diskutiert.