Absicht dieser Abhandlung ist der Versuchs zu beschreiben, welche Beurteilungskriterien und "Modell"-Vorstellungen der "ökosystemare" Ansatz bisher erbracht hat, um den Einfluss des Grundwasserflurabstandes sowie die Auswirkung seiner meist anthropogenen Veränderungen auf den Wasserhaushalt und das Wachstum von Waldökosystemen begründet beurteilen und abschätzen zu können. Zunächst wird anhand von Informationen aus der Literatur der Kenntnisstand erörtert. Aus den recht uneinheitlichen Angaben zu der Frage, bis zu welcher Tiefe der Grundwasserflurabstand standortsrelevant ist, wurde abgeleitet, dass Vegetationszeit-Grundwasserstände oberhalb 2 m bis 2,5 m das Bodenwasserangebot über den niederschlagsbürtigen Teil hinaus vergrössern können. Der optimale Flurabstand beträgt (Formel). Die Angaben über Schäden am aufstockenden Bestand wurden in folgenden Punkten als Faktoren, die für das Ausmass des Schadens eine Rolle spielen, zusammengefasst: Nähe des ursprünglichen Grundwasserflurabstandes zum optimalen Flurabstand; Minderung des Wasserangebots bzw. Grösse des verbleibenden Wasserangebots aus Niederschlaegen und pflanzenverfügbaren Bodenwasser im Verhältnis zur potentiellen Verdunstung; Baumart und Alter des Bestandes; zeitlicher Verlauf der Absenkung; Klimafeuchte (klimatische Wasserbilanz) in den der Absenkung folgenden Jahren; Beitrag des Grundwassers vor der Absenkung zur Nährstoffversorgung und - heute - Säureneutralisierung. Bei der Frage der Minderung der Standortswertigkeit wurde unterschieden zwischen der Notwendigkeit einer Nutzungsänderung und der Zuwachsminderung als Folge einer Grundwasserabsenkung. In beiden Fällen sind bodenphysikalische und klimatologische Standortsmerkmale die ausschlaggebenden Faktoren. Während jedoch Nutzungs- oder Betriebszieltypen weniger scharft differenzieren, stellt die Leistung, etwa ausgedrückt in der Alters-/Höhenbeziehung, eine "auf Standortsunterschiede fein reagierende Korrelation" dar (Moos-Mayer, 1970). Für den damit angesprochenen Zusammenhang zwischen Standortsmerkmalen und Wuchsleistung wird besonders auf die "nutzbare Feldkapazität" als Ertragsweiser hingewiesen. Als ein Schritt in Richtung auf eine kausale Verknüpfung von Standortsmerkmalen - hier des Grundwasserflurabstandes - mit der Ertragsleistung, wird die mittelbare Beziehung zwischen diesen beiden Grössen anhand der Abb. 2 erläutert. Gemeinsamer Parameter ist der Quotient aus der Transpiration des Bestandes und dem Wasserdampfsättigungsdefizit der Luft. Abb. 3 zeigt, dass auch die Jahrringbreiten eines Kiefernbestandes mit diesem Parameter korreliert sind.