Standardsignatur
Titel
LTER-Austria White Paper 2015 : Forschung für die Zukunft : Zur Lage und Ausrichtung von prozessorientierter Ökosystemforschung, Biodiversitäts- und Naturschutzforschung sowie sozio-ökologischer Forschung in Österreich
Verfasser
Körperschaft
Österreichische Gesellschaft für ökologische Langzeitforschung
Erscheinungsort
Wien
Verlag
Erscheinungsjahr
2015
Seiten
74 S.
Material
Monographie
ISBN
978-3-9503986-0-1
Datensatznummer
188829
Abstract
"Long-Term Ecosystem Research" (LTER) vernetzt in Europa zirka 400 Forschungsstandorte, 100 Institutionen und eine Vielzahl von Forschungsprojekten in 24 nationalen Netzwerken. LTER-Europe erforscht die große Bandbreite europäischer Ökosysteme von arktischen und alpinen bis zu mediterranen Standorten. Wie reagieren Ökosysteme langfristig auf unterschiedlichste Einflussfaktoren? Genauer gesagt: Wie reagieren sie auf verschiedenen Skalen-Ebenen (lokal, regional, kontinentweit, global) über Jahrzehnte und Jahrhunderte auf Klimawandel, invasive Arten, Stoffeinträge oder menschliche Nutzung etc.? Welche Eigenschaften ermöglichen ihnen die Anpassung an Stress? Wie werden Störungen abgefangen? Was sind die Schwellen, ab denen irreversible Veränderungen oder Degradation erfolgen? Das sind zentrale Fragen der ökologischen Langzeitforschung und LTER repräsentiert eines der wenigen Forschungsnetzwerke weltweit, dessen Projekte dem langfristigen Charakter der meisten Prozesse auch organisatorisch Rechnung tragen: In kurzfristigen Projekten mit 2 – 3 Jahren Laufzeit können langfristige ökologische Veränderungen kaum oder gar nicht erkannt und richtig interpretiert werden. Nur wenn unsere Ökosysteme "funktionieren", können sie uns als Lebensgrundlage dienen. Ihre "Leistungen" aus menschlicher Sicht (Ecosystem Services) hängen wiederum stark von den jeweiligen gesellschaftlichenNutzungsformen (Ökosystem-Management) ab. Die nachhaltige Sicherung der essenziellen Ökosystemleistungen und der Biodiversität im globalen Wandel ist eine zentrale gesellschaftliche Verantwortung Ökosystemforschung als Wissenslieferant in diesem Auftrag erfordert einen integrativen, inter- und transdisziplinären Ansatz, der die vielfältigen Wechselwirkungen von menschlichen Aktivitäten und Ökosystemen erfasst. Die Langfristigkeit und Komplexität der Fragestellungen sowie neue Technologien machen eine inhaltliche, organisatorische und strukturelle Neuausrichtung von LTER weltweit und in Europa erforderlich (European Research Area, ERA). Dem tragen Schlüsselprozesse und -projekte der Europäischen Kommission Rechnung (ESFRI, ENVRI, ExpeER, H2020 Infraia Infrastructure call). Dabei gilt: Infrastrukturen und Fördersysteme sind künftig national so zu organisieren, dass sie europäischen Rahmenprogrammen genügen und deren zentrale Services maximal nutzen. Interdisziplinäre und integrative Ansätze bedingen die fachliche Erweiterung von LTER um geistes-, kultur- und sozialwissenschaftliche Kapazitäten (LTSER, Long-Term Socio-Ecological Research) als integraler Bestandteil von LTER. Der Begriff "Ökosystemforschung" umfasst im Kontext des White Paper also implizit prozessorientierte Ökosystemforschung, Biodiversitäts- und Naturschutzforschung sowie sozio-ökologische Forschung. Die Besonderheit liegt in deren konzentriertem Engagement in der Erforschung des langfristigen ökologischen und sozio-ökologischen Wandels in der "Critical Zone" (s.u.) an konkreten Standorten (LTER Sites, LTSER Regions und darüber hinaus). Die Rahmenbedingungen für die Ökosystemforschung in Österreich haben sich über die letzten Jahre dramatisch verschlechtert (Ausbildung, Standorte, Projektfinanzierung), während in Ländern wie Deutschland innovative Großinvestitionen in dem Wissenschaftsfeld erfolgen (z.B. TERENO, Biodiversitäts-Exploratorien). Wenn Österreich mit seinen Forschungsstandorten eine maßgebliche Rolle in der europäischen Ökosystem-Forschung spielen will, ist das Wissenschaftsfeld nun komplementär zu den internationalen Entwicklungenaufzustellen. Nur so ist exzellente Forschung auf entsprechend ausgestatteten Standorten zu gewährleisten und die Bearbeitung von für Österreich prioritären Fragestellungen zu sichern. Das White Paper versteht sich als Beitrag zur Re-Organisation des Wissenschaftsfeldes LTER in Österreich. Es versucht, folgende Fragen zu beantworten: Was sind die prioritären Forschungsthemen? Wo liegen die größten Potenziale? Was sind die nötigen Rahmenbedingungen, um diese Potenziale umzusetzen? Wie kann Österreich im internationalen Rahmen bestmöglich agieren?