Der Wald der Bayerisch-Österreichischen Kalkalpen schützt die Talbereiche vor Lawinen, Steinschlag und Felsstürzen sowie die Standorte vor Bodenerosion und -degradation. Als Lieferant von Holz als Rohstoff bzw. Energieträger und für den Tourismus ist der Wald der Alpenregion ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Jährlich fließen in Bayern ca. 3 Millionen Euro in Erhalt und Regeneration dieser Gebirgswälder. Trotz des hohen Aufwandes steigt die vordringlich zu sanierende Gebirgswaldfläche an, da Windwürfe infolge schwerer Orkane und nachfolgenden Borkenkäferkalamitäten in den letzten Jahrzehnten in den Alpen stark zugenommen und verbreitet zu großen Kahlflächen geführt haben. Die unmittelbar entstandenen Schäden und die Folgekosten durch Räumung und Wiederaufforstung sind erheblich. Zudem ist der Wiederbewaldungserfolg aufgrund der ungünstigen standörtlichen und klimatischen Bedingungen oft unzureichend. Die Sicherung der Schutzfunktionen von Gebirgswaldstandorten nach Extremereignissen muss deshalb höchste Priorität haben. Vorhabensziel war daher die Weiterentwicklung von Strategien zum Erhalt bzw. zur Wiederherstellung der Schutzfunktionen sensibler Gebirgswaldstandorte im Untersuchungsgebiet. Im intakten Bergwald wurden das Standortsicherungspotential der wichtigsten Baumarten, ihre Standortsansprüche sowie ihre Anpassungsfähigkeiten bezüglich Witterungsextremen und Klimawandel ermittelt. Für Kahlflächen, die nach Extremereignissen im Gebirgswald entstehen, wurde die Entwicklung der Standorts- und Schutzfunktion (Nährstoffhaushalt, Humuszustand) untersucht und Versuchspflanzungen zur Initiierung einer effizienten Wiederbewaldung durchgeführt sowie deren Entwicklung verfolgt. Generell sind die typischen Baumarten der kalkalpinen Gebirgswälder, bei zwar niedriger Produktivität, vital und gut an den Standort angepasst. Klimaextreme, wie sie bisher auftraten, werden gut abgepuffert. In Höhenlagen ab ca. 1200 m dürften die Baumarten von einem Temperaturanstieg sogar profitieren. Es herrscht jedoch eine angespannte Nährstoffversorgung für Phosphor (v. a. bei immergrünen Nadelbäumen), Eisen (v. a. bei laubabwerfenden Baumarten), Kalium und teilweise sogar für Stickstoff vor. Die Bestände sind stark auf die in der Biomasse und im Auflagehumus angereicherten Nährstoffvorräte angewiesen. Auf Störungen durch Katastrophenereignisse reagieren die Standorte schnell mit verstärkten Nährstoffausträgen und Humusverlust durch Erosion und Mineralisierung. Gepflanzte Pionierbaumarten und Baumarten mit Pioniercharakter (Lärche, Kiefer) zeigen dort höhere Zuwächse im Vergleich zu den Schlusswaldbaumarten Fichte, Buche, Tanne und Bergahom, können jedoch die anfänglich hohe Nährstoffverfügbarkeit nicht ausschöpfen. Dies wäre nur durch bereits vorhandene Vorausverjüngung möglich. Es ergeben sich daraus folgende Schlussfolgerungen: In kalkalpinen Wäldern ist in der Regel die Schutzfunktion wichtiger als die Nutzfunktion. Deshalb sollte zur Schonung des Nährstoffkapitals die Nutzung auf das wertvolle Stammholz beschränkt bleiben. Die Umwandlung der meist durch historische Übernutzung geprägten Wälder in zukunftsfähige naturnahe, gemischte und gestufte Bestände sowie der Erhalt und Wiederaufbau des Humus- und Nährstoffkapitals ist als Hauptaufgabe forstlichen Handelns zu sehen. Um die mit Katastrophenereignissen (Windwurf, Borkenkäfer) unweigerlich einhergehenden Humus- und Nährstoffverluste so gering wie möglich zu halten, ist eine Förderung der Vorausverjüngung (einschließlich Pionierbaumarten) als "Versicherung" auf großer Fläche anzustreben. Sind Katastrophenflächen entstanden, ist so viel Biomasse wie aus Forstschutzsicht möglich auf der Fläche zu belassen und zeitnah zu bepflanzen, am besten mit einem hohen Anteil schnell wachsender Pionierbaumarten.