Vor dem Hintergrund der Diskussion zu Auswirkungen des Klimawandels wurden die Daten zu Grundwassertemperaturen für den Zeitraum 1997 bis 2009 auf Veränderungen untersucht. Für die Trendermittlung wurden 71 der insgesamt 128 Grundwasserkörper analysiert. Es zeigte sich, dass ein signifikanter Temperaturanstieg von ca. 0,7 °C in mehr als der Hälfte der untersuchten Grundwasserkörper stattgefunden hat.
Die Ergebnisse korrelieren mit der Entwicklung der Lufttemperatur, weshalb in den nächsten Jahrzehnten mit steigenden Grundwassertemperaturen gerechnet werden muss. Es ist bekannt, dass auch kleinräumige Faktoren Einfluss auf die Entwicklung der Grundwassertemperatur haben. Ein direkter Zusammenhang konnte im Rahmen dieser Arbeit aber nicht festgestellt werden. Ziel dieser Arbeit war es Veränderungen der Grundwassertemperatur in Österreich statistisch, hinsichtlich Trendentwicklungen, auszuwerten, zu quantifizieren und mögliche Ursachen für die Veränderungen zu identifizieren. Es wurden Trendtests auf der Ebene von Grundwasserkörpern und Gruppen von Grundwasserkörpern in ganz Österreich und in einer ausgewählten Region auch auf Messstellenebene durchgeführt. Die statistische Analyse für 71 Grundwasserkörper mit insgesamt 1.167 Messstellen
wurde auf Grundwasserkörper-Ebene mit dem Programm WATERSTAT durchgeführt. Die Analyse beruht auf dem statistisch-methodischen Konzept des Trendtests LOESS smoother , einem linearen Regressionsmodell, und dem ANOVA-Test (ANalysis Of VAriance). Zusammenfassend kann gesagt werden, dass von 1997 2009 ein signifikanter Grundwassertemperaturanstieg im Bereich von 0,7 °C (Bandbreite 0,4 °C bis 1,3 °C) in mehr als der Hälfte aller untersuchten Grundwasserkörper und Gruppen von Grundwasserkörpern in Österreich stattgefunden hat. Aufgrund einer Literaturrecherche wurden mehrere direkte, indirekte, anthropogene oder natürliche Einflussfaktoren auf die Temperatur des Grundwassers identifiziert. Beim Versuch mehr oder weniger starke Einflüsse gezielt herauszufiltern, konnte festgestellt werden, dass sich die verschiedenen Faktoren überlagern dürften und nicht differenzierbar sind. Obwohl die stationstypischen Charakteristika und mitunter sehr kleinräumige Einflussfaktoren auf die Temperatur im Grundwasser wirken, können sie nicht von anderen sich überlagernden Faktoren getrennt werden. Es konnte eine sehr gute Korrelation mit der Entwicklung der Lufttemperatur festgestellt werden. Ähnliche Beobachtungen in Bezug auf den Temperaturanstieg im Grundwasser wurden auch in anderen Arbeiten gemacht. Der signifikante Temperaturanstieg zeigte sich ebenfalls im Rahmen der Arbeiten zum Forschungsprojekt ALPWATER-SCARCE (KRALIK & SCHARTNER 2010) in ausgewählten Quellwässern in Kärnten und in der Steiermark. Die kürzlich erschienene Studie der ZAMG und der TU Wien, Anpassungsstrategien an den Klimawandel für Österreichs Wasserwirtschaft (BMLFUW 2010), die von Bund und Ländern beauftragt wurde, bestätigt den hier festgestellten Trend ebenfalls. Die Wassertemperatur ist ein Schlüsselparameter, der verschiedene physikalische, chemische und mikrobielle Vorgänge beeinflusst. Vor allem die Löslichkeit von Gasen und die Grundwasserorganismen zeigen eine sensible Abhängigkeit von der Temperatur im Wasser.