Bewertung und Quantifizierung der Auswirkung von Versiegelungen auf die Abflusssituation in Wildbacheinzugsgebieten : Beitrag zum Tag der Hydrologie 2011, 24./25. März 2011
Zahlreiche Katastrophenereignisse der letzten Jahre, unter anderem jene im August 2005 in Westösterreich haben gezeigt, dass die Mehrwassermengen von Oberflächenabflüssen aus versiegelten Flächen einen wesentlichen und nicht zu unterschätzenden Faktor im Abflussverhalten von Wildbächen und ihren Vorflutern darstellen können (BMLFUW, 2009; Kohl et al.. 2007). Während aus unbebautem Gelände in der Regel nur ein geringer Teil der Niederschlagsmenge oberflächlich abfließt und im Vorfluter abflusswirksam wird, tritt der Abfluss aus versiegelten Flächen verstärkt und beschleunigt auf, was neben der ungünstigen Beeinflussung des Gesamtwasserhaushaltes eine Verschärfung der Hochwassersituation mit sich bringen kann (Sieker und Sieker, 2003). Die allgemeine Entwicklung einer zunehmenden Versiegelung der Landoberfläche tritt auch im Bundesland Tirol deutlich zutage. Aktuell wird hier täglich ein Hektar für Bau- und Verkehrsflächen verbraucht, der Anteil versiegelter Flächen hat sich zwischen 2001 und 2009 um 10% erhöht (Umweltbundesamt). In Wildbacheinzugsgebieten ist grundsätzlich danach zu trachten, eine Verschärfung der kritischen Abflusssituation durch Versiegelungseffekte zu verhindern. Dabei ist das natürliche bzw. veränderte Prozessgeschehen zu analysieren, die negativen Einflüsse von Versiegelungen auf das Abflussgeschehen sind gegebenenfalls durch geeignete Maßnahmen zu kompensieren. Ein bereits im oberösterreichischen Salzkammergut (Klebinder et al., 2007) entwickelter Ansatz zur Bewertung der Auswirkungen von Versiegelungen auf die Abflusssituation konnte im Auftrag des Forsttechnischen Dienstes für Wildbach- und Lawinenverbauung, Gebietsbauleitung Mittleres Inntal, erweitert und modifiziert werden. Für den Bezirk Innsbruck Land sowie das Stadtgebiet Innsbruck wurde eine flächige Bewertungsgrundlage erstellt, welche das natürliche Abfluss- bzw. Verschlechterungspotential auf Basis von vorhandenen Datengrundlagen zum Geo-, Pedo- und Vegetationsinventars beschreibt. Ergänzend stehen dem Sachbearbeiter ein Bewertungshandbuch zum Abschätzen der aktuellen Abflusssituation vor Ort und ein Werkzeug zur quantitativen Berechnung der Auswirkungen von Flächenversiegelungen zur Verfügung.