Jeder sechste Mensch auf der Welt hat nicht genug zu essen, insgesamt wird die Zahl der Hungernden weltweit inzwischen auf etwa eine Milliarde geschätzt; das 21. Jahrhundert wird schon als „Hungerjahrhundert“ bezeichnet.
Ein Grund für diese alarmierende Entwicklung ist nicht zuletzt unser sorgloser Umgang mit dem Fundament unserer Existenz, der Ressource Boden. Der Boden ist der natürliche Rohstoff, den wir am wenigsten zu schätzen wissen - obwohl er für unser Leben und Überleben unverzichtbar ist. Der amerikanische Geologe und Sachbuchautor David R. Montgomery erzählt die Geschichte des Bodens und seiner elementaren Bedeutung für jede Kultur. In einer faszinierenden Synthese aus Archäologie, Geologie und Kulturgeschichte zeigt er, welchen fundamentalen Einfluss der Umgang des Menschen mit dem fruchtbaren Erdboden auf die Zukunft unserer Zivilisation hat - und er macht klar, warum wir den Boden nicht wie den letzten Dreck behandeln dürfen.
Durch industrielle Landwirtschaft, zunehmende Verstädterung und falsche Infrastrukturplanung verbrauchen wir den Erdboden sehr viel schneller, als er sich neu bilden kann, weitgehend unbeachtet ist fruchtbarer Boden inzwischen zu einem knappen und wertvollen Gut geworden. Schon immer war der Umgang der Menschen mit der Ressource Boden ausschlaggebend für den Wohlstand und die Überlebensfähigkeit einer Gesellschaft; der Verlust an produktivem Boden hat zum Niedergang ganzer Kulturen geführt.
Von Mesopotamien über Ägypten, die Antike, das europäische Mittelalter, die „Dustbowl“ im amerikanischen Mittleren Westen der 1930er Jahre bis in die Gegenwart hinein verfolgt Montgomery die Wechselwirkungen zwischen unserem Umgang mit fruchtbarem Boden und der gesellschaftlichen Entwicklung. Warum konnte Ägypten über 7.000 Jahre lang eine florierende Landwirtschaft betreiben, während Mesopotamien an Erosion und Bodenermüdung zu Grunde ging? Warum ließen die Alten Römer ihre Böden erodieren, obwohl sie bereits über ein umfangreiches Wissen über Bodenpflege verfügten?
Doch wir scheinen aus der Vergangenheit nichts gelernt zu haben; die unangemessene Bewirtschaftung von Böden setzt sich ungehindert fort und birgt gewaltige Gefahren für die moderne Gesellschaft: Während die Weltbevölkerung fortwährend wächst, nimmt die Fläche ertragreichen Ackerlandes ab - die Folgen sind Hungerkrisen, rasante Preissteigerungen bei Lebensmitteln und eine wachsende Zahl von Menschen auf der Flucht vor einer lebensfeindlichen Umwelt. Montgomery beleuchtet aber auch die Alternativen für einen zukunftsfähigen Umgang mit dem fruchtbaren Dreck, etwa die ökologische Landwirtschaft und alternative urbane Gartenbewegungen - es liegt in unserer Hand, die dünne Haut unseres Planeten durch nachhaltiges Wirtschaften auch für zukünftige Generationen zu bewahren.
„So ungewöhnlich es klingen mag, eine Zivilisation überlebt nur dann, wenn wir Boden wie ein wertvolles Erbe behandeln, nicht als Ware - und ganz sicher nicht wie den letzten Dreck.” (David Montgomery)