Hochwässer in den letzten Jahren, insbesondere 2002 und 2005 haben in Österreich das Thema der Hochwasservorhersage laut werden lassen. Sowohl zivile Verbände und Einrichtungen als auch Energieversorger sind an einer Durchfluss- und insbesondere Hochwasservorhersage interessiert, um rechtzeitig Maßnahmen treffen zu können, die den Ablauf eines Ereignisses möglichst schadlos bzw. unter guter Ausnutzung von Ressourcen vonstattengehen lassen. Die Mitarbeit sowohl an konzeptiven Überlegungen als auch an der tatsächlichen Erstellung und Eichung von Vorhersagesystemen haben Fragen wachsen lassen, denen sich die vorliegende Arbeit widmet. Im ersten Kapitel der Arbeit wird auf grundsätzliche Unterschiede zwischen der reinen Simulationsrechnung und der Vorhersageerstellung eingegangen. Ein deutlicher Unterschied besteht in der Quantität und Qualität der Daten, die in der operationellen Vorhersage einerseits auf fernübertragene Stationen beschränkt und andererseits nur auf grobe Datenfehler geprüft zur Berechnung von zukünftigen Durchflüssen herangezogen werden. Doch nicht nur Inputdaten und deren Fehler, sondern auch die vereinfachende Modellstruktur, nicht optimal gewählte Parameter oder die bei der Modelleichung nicht berücksichtigten Ereignisstrukturen können zu Fehlern in der Vorhersagen führen. Inputdaten und das abzubildende Einzugsgebiet wiederum haben Einfluss auf die physikalisch mögliche Vorhersagekraft eines Modells. Das zweite Kapitel beschäftigt sich in Folge mit der Fehlerbeurteilung bei operationellen Vorhersagen, die aufgrund der unterschiedlichen Zielsetzung anders efolgen sollte als bei normalen, "off-line"-Simulationsrechnungen. Üblicherweise wird die Güte eines Modells über einen längeren, nicht weiter differenzierten Zeitraum ausgewiesen. In diesem Kapitel wird erarbeitet, dass die getrennte Betrachtung der Güte während der Hochwasseranstiege zu einem genaueren Bild des Verhaltens eines Vorhersagemodells führt. Dazu wird auch eine neu entwickelte Routine vorgestellt, mit deren Hilfe Hochwasseranstiege in einer Ganglinie (bzw. den einzelnen Ganglinien, die n-Stunden-Vorhersagen der Prognosefrist eines Modells entsprechen) automatisiert identifiziert werden können. Verbesserungen der Güte von Prognosen können auf mehrere Arten erfolgen. Neben unterschiedlichen, in Kapitel 3 vorgestellten Ansätzen zur Korrektur (an Input, Modellzuständen, Modellparametern oder Output) wird auf die Zusammenführung mehrerer Modellergebnisse eingegangen. Die Idee hier ist es, die - auf unterschiedliche Art ermittelten - Mischungsfaktoren auf ihren Zusammenhang mit der vorherrschenden Großwetterlage zu untersuchen, wobei diese systematisch aufgrund der Hauptströmungsrichtung und der Zykonität in zwei Höhen bestimmt wird. Bezüglich der Ermittlung der Mischungsfaktoren wurden zwei Ansätze gewählt. Die Mischung aufgrund von Gütemaßen der Vorhersagen (nsme und R2) liefert weniger gute Ergebnisse als ein lineares Regressionsmodell, das die Vorhersagen unterschiedlicher Modelle je Prognosefrist direkt miteinander verknüpft. Neben der Fehlerbewertung und der Mischung von Vorhersagen wird in Kapitel 4 versucht, die mit dem zuvor entwickelten Verfahren separierten Hochwasseranstiege nach Großwetterlagen zu klassifizieren, um einen Ereigniskatalog zu erhalten, mit dessen Hilfe die zu erwartende Größe von Hochwässern aufgrund einiger beobachteter Parameter im Vorhinein abzuschätzen ist. Zu diesen zähen die Vorbefeuchtung, der Basisabfluß und, wie auch im vorigen Kapitel, die vorherrschende Großwetterlage. Mit dem Hochwasserkatalog wird ein Werkzeug erarbeitet, das parallel zu einem operationellen Hochwasservorhersagesystem bzw. als Ersatz bei Fehlen desselben die Möglichkeit bietet, die Größe eines in naher Zukunft auftretenden Hochwassers abzuschätzen. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die getrennte Betrachtung der Hochwasseranstiege und der restlichen Durchflussbereiche deutliche Unterschiede in der Fehlerbewertung und auch in der Ermittlung der Mischungsfaktoren für die Zusammenführung einzelner Vorhersagen zeigt und somit ein wichtiger und richtiger Schritt bei der Erstellung und Bewertung operationeller Hochwasservorhersagen ist. Die Miteinbeziehung der Großwetterlage in die Zusammenführung von Vorhersagen und in die Erstellung des off-line Ereigniskataloges ermöglicht es, prozessorientierte Ansätze in die Hochwasservorhersage einzubringen, wobei sich zeigt, dass sowohl die art der Klassifizierung der Wetterlagen als auch das Einzugsgebiet selbst Einfluss auf die Schärfe der Unterschiede innerhalb der Klassen haben.