Wildeinfluss: Die Darstellung des Wildeinflusses in den Stufen "gering", "mittel" und "stark" (siehe Kap. 1) gibt einen Gesamteindruck von der Verbiss-Situation in einem Bezirk. Das Ergebnis hängt sehr stark vom Anteil an verbissanfälligenWaldgesellschaften und Baumarten ab (vergleiche 2.3). Das Bundesergebnis weist einen geringen Wildeinfluss auf etwa einem Drittel der Flächen aus (Kapitel 2.1 Abb.0.1). Fast zwei Drittel der Verjüngungsflächen werden durch Wildeinfluss in ihrer Entwicklung und Baumartenzusammensetzung stark beeinflusst. Jahrelang anhaltender starker Wildeinfluss führt meist zu einer deutlichen Höhendifferenzierung der einzelnen Baumarten. Das Bundesergebnis (sieben Länder) zeigt kaum Veränderung zwischen den Perioden, da sich die Verbesserungen und Verschlechterungen der einzelnen Länder und Bezirke etwa die Waage halten. Die im Jahr 2007 erhobenen Bezirke weisen zum Teil einen wesentlich geringeren Vorjahresverbiss durch den Rekordwinter 2005/06 auf und verbessern damit das Ergebnis (zum Beispiel im Waldviertel). Derartige saisonale Schwankungen tragen zur Unterschätzung des Wildeinflusses bei (siehe Kapitel 1), können aber nach mehreren Wiederholungsaufnahmen besser beurteilt werden. Vorkommen der Zielbaumarten Bundesweit kommen auf etwas weniger als der Hälfte aller Flächen die namensgebenden Baumarten derWaldgesellschaften vor (Periode 1: 45%, Periode 2: 47%), allerdings hauptsächlich in der ersten Höhenklasse (10-30 cm). Starker Wildeinfluss hindert Ziel- und Mischbaumarten in ausreichender Zahl über 1,3 m zu wachsen. Zunehmende Schadereignisse durch Stürme und Borkenkäfer zeigen, wie wichtig es ist, diese Baumarten zu erhalten und ihnen wieder einen entsprechenden Anteil in den Beständen zu geben, solange noch ausreichend Samenbäume zur Verfügung stehen. Vor allem tiefwurzelnde Baumarten wie Tanne oder Eiche werden bei extrem klimatischen Bedingungen (Trockenheit / Hochwässer, Stürme) an Bedeutung gewinnen. Die Baumartenverteilung in der Verjüngung ist von Natur aus immer einer Dynamik unterworfen. Die Einflussfaktoren wie etwa Lichtangebot und Konkurrenzvegetation sind vielfältig und ebenfalls wechselnd. Auch der Wildeinfluss würde von Natur aus zyklisch mit den übrigen Faktoren schwanken, kann aber durch jagdliche Nutzung, die einen nachhaltigen Abschuss auf relativ kleinen Flächeneinheiten zum Ziel hat, über Jahrzehnte konstant gehalten werden. Verbissempfindlichere und verbissbeliebtere Baumarten bleiben dann gegenüber verbissunempfindlicheren Baumarten im Wachstum zurück und scheiden deshalb später oft im Konkurrenzkampf mit den anderen Baumarten aus. Spätestens wenn die alten Samenbäume weg sind, ist auf einer Fläche die natürliche Verjüngungsuhr für diese Baumart abgelaufen. Durch das WEM kann diese "schleichende Entmischung" durch lang anhaltenden, starken Wildeinfluss beobachtet werden. Das Verbissprozent sollte immer zusammen mit der Stammzahl und der Höhenentwicklung einer Baumart betrachtet werden. Bei guten Verjüngungs- und Wachstumsbedingungen können von einer relativ Verbissunempfindlichen Baumart trotz hohem Verbissprozent ausreichend unverbissene Individuen in die Dickung einwachsen, während empfindlichere Baumarten auf kargeren Standorten schon bei relativ niedrigem Verbissprozent ausfallen können. Nicht die absolute Höhe, sondern die Relation der Verbissprozente der einzelnen Baumarten ist entscheidend. Die Zusammenfassung der Bezirksergebnisse im Überblick zeigt, welche Baumarten in wie vielen Bezirken derzeit auf WEM-Flächen kaum in die oberen Höhenklassen (über 1,3 m) einwachsen können und daher bei langfristig gleichbleibenden Verhältnissen voraussichtlich aus dem Waldbild verschwinden werden. Bei der Esche ist das Eschensterben in der letzten Periode für das Zurückbleiben zum Teil mitverantwortlich. Eine bundesweite Übersicht ist durch das Fehlen der Daten von Oberösterreich (15 Bezirke) und Vorarlberg (4 Bezirke) nicht möglich, die Übersicht der Periode 1 wurde daher ohne die beiden Länder noch einmal berechnet. GefährdetŃ bedeutet: Weniger als 3% der Individuen einer Baumart konnten über 1,3 m wachsen, die Baumart hat kaum eine Chance in den Endbestand zu kommen. Tanne und Ahorn haben in zwei Drittel, Eiche in über drei Viertel der Bezirke Probleme über 130 cm hoch zu wachsen. Eine Entlastung beim Wildeinfluss wäre die beste Möglichkeit diese Baumarten zu fördern.