Die Landnutzung im Zusammenspiel mit Boden und Bewuchs hat den stärksten Einfluss auf die Veränderlichkeiten der Verdunstungshöhe eines Standortes. Änderungen in der innerjährlichen Verteilung von Niederschlägen und Verdunstung zeichnen sich in bestehenden Klimamodellen, im Zusammenhang mit der prognostizierten Erwärmung des Erdklimas ab. Aller Voraussicht nach beschleunigen die Vorgänge den globalen Wasserkreislauf, was erhebliche Änderungen in den regionalen Wasserressourcen zur Folge hätte und den bestehenden Konflikt zwischen Wasserbedarf und -Verfügbarkeit noch verschärfen würde. In dieser Situation werden zuverlässige, quantitative Angaben zu den Wasserhaushaltsgrößen benötigt, insbesondere zu ihrem zeitlichen Verhalten. Die wichtige Verlustgröße in diesem Prozess — die von jedem Quadratmeter der Erdoberfläche verdunstende Wassermenge — kann in der Regel nicht flächendeckend und kontinuierlich gemessen werden, der Aufwand wäre zu groß. Abschätzungen aus mittleren jährlichen Gebietsbilanzen von Niederschlag und Abfluss ergeben aber, dass in Mitteleuropa bis zu drei Viertel des Niederschlagsdargebotes durch Verdunstung wieder verloren gehen. Die vorgestellten Methodiken verfolgen das Ziel, grundlegende Fragen der Verdunstungsermittlung zu klären, die im Zusammenhang mit Landnutzungsänderungen wie Stilllegung von Ackerflächen, Aufforsten mit verschiedenen Baumbeständen, wassersparende Maßnahmen beim Anbau verschiedener landwirtschaftlicher Kulturen und bei der Gestaltung der Fruchtfolge, Beeinflussung des Wasserhaushaltes eines Gebietes durch bestimmte Formen der Landnutzung und der Oberflächengestalt natürlicher Pflanzendecken, bzw. Bauwerken aller Art zu berücksichtigen sind. Auch wenn mit den vorgelegten Konzepten nicht alle Fragen in ihrer Komplexität letztlich befriedigend gelöst werden konnten, so wird doch versucht, dem Nutzer in Planungsbüro und Verwaltung Anregungen bei der Suche nach eigenen Lösungen an die Hand zu geben. Mit dem ATV-DVWK-Merkblatt "Verdunstung in Bezug zu Landnutzung, Bewuchs und Boden" wird auch ein mathematisches Modell zur Auswertung von Lysimeterdaten in Hinsicht auf die Gebietsverdunstung unter unterschiedlichen Boden-, Bewuchs- und Landnutzungssystemen empfohlen.