Untersuchungen zur Vektor- und Arbovirenprävalenz in Randzonen des tropischen Regenwaldes des Tai Nationalparks, Côte d'Ivoire und Charakterisierung neuer Virusisolate : Habilitationsschrift, Technischen Universität Berlin, Fakultät Prozesswissenschaften
In einer vergleichenden Studie zur Verteilung von Arboviren und deren Vektoren in okologisch verschiedenen Habitaten, wurden im Ta. Nationalpark und umliegenden Gebieten in Cote dœfIvoire 7067 Moskitos gefangen. Die Fangorte befanden sich entlang einer gradlinigen Transsekte, die vom Primarwald uber den Sekundarwald, Kaffee- und Kakao- Plantagen, Reis- und Mais-Felder bis in ein Dorf reichte. Die Moskitos wurden mit CDC Light und Gravid Traps gefangen, soweit moglich bis zur Art bestimmt und nach Art, Fangort und Geschlecht gepoolt. Die Pools der weiblichen Moskitos wurden auf der Insektenzelllinie C6/36 und auf der Vertebratenzelllinie Vero E6/7 auf das Vorhandensein von Viren und in der PCR auf verschiedene Arboviren untersucht. Von insgesamt 437 Pools verursachten 98 einen cytopathischen Effekt (CPE) auf Insektenzellen (22,4 %). Auf Vero Zellen konnte kein CPE beobachtet werden. Dreisig Pools wurden in der Elektronenmikroskopie untersucht und Partikel an Hand morphologischer Kriterien eingeordnet. Dabei zeigte sich, dass drei Pools Rhabdoviren, sowie jeweils ein Pool ein Coronavirus, ein Bunyavirus, ein Orbivirus, ein Flavivirus und eine Vielzahl an Pools virale Partikel enthielten, die morphologisch nicht zugeordnet werden konnten. Es konnten fur alle Pools mit morphologisch eingruppierbaren Viruspartikeln, auser dem Pool mit dem Coronavirus, Sequenzinformationen gewonnen werden. Sequenzhomologien zu bekannten Virussequenzen waren gering und konnten in den meisten Fallen nur auf Aminosaureebene gefunden werden. Zusammen mit den Ergebnissen weiterer molekularer und zellbiologischer Untersuchungen wird postuliert, dass es sich hier um neue Virusvarianten bekannter Virusfamilien, bzw. um Viren mit bisher unbekannten Charakteristika handelt.
Analysen zu Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Moskitozusammensetzung haben gezeigt, dass sich das ursprungliche Klima durch die Rodung des Regenwaldes, die agrarwirtschaftliche Nutzung der gerodeten Flachen und der Konstruktion der Dorfer stark verandert hat. Der Sekundarwald, der als Ubergangszone zwischen Primarwald und Plantagen angesehen werden kann, ist vermutlich die Zone, in der Erreger aus dem benachbarten Primarwald auf Vertebraten aus der Kulturlandschaft und den Dorfern treffen. In dieser Zone wurde sowohl eine erhohte Moskitodichte, eine abrupte Veranderung in der Moskitospezieszusammensetzung, als auch eine hohe Viruspravalenz gemessen. Es ist daher zu erwarten, dass in dieser Zone fur Vertebraten ein erhohtes Risiko einer arboviralen Infektion besteht.