In den letzten Jahren traten in Österreich insbesondere an verkehrsnahen Messstationen Überschreitungen der Grenzwerte gemäß Immissionsschutzgesetz-Luft (IG-L) für Stickstoffdioxid (NO2) auf. Nach einer Abnahme der Stickoxid (NOx)- und der NO2-Konzentrationen im Verlauf der Neunzigerjahre stieg seit etwa 2000 die NO2-Konzentration vor allem an verkehrsnahen Messstellen an. Großräumige Änderungen in der Luftchemie als mögliche Ursache für die Zunahme der NO2-Konzentrationen können ausgeschlossen werden. Vielmehr legen – zusätzlich zur generellen Verkehrszunahme – Abgasmessungen an Diesel-PKW die Vermutung nahe, dass die starke Verbreitung dieser Fahrzeugtypen mit Oxidationskatalysatoren höhere NO2-Konzentrationen verursachen. Diese weisen höhere direkte NO2-Emissionen auf als andere PKW. Um diese Vermutung zu überprüfen, wurden die Zusammenhänge zwischen NO2- bzw. NOx-Emissionen des Straßenverkehrs in Österreich und Immissionen an verkehrsnahen Messstellen quantifiziert und bewertet. In den Neunzigerjahren nahmen die NOx-Konzentrationen ab. Das immissionsseitige NO2/NOx-Verhältnis nahm jedoch tendenziell zu, d.h. der Anteil von NO2 an den NOx-Immissionen stieg. Ursachen dafür liegen darin, dass bei einer Abnahme der NOx-Konzentration durch das chemische Gleichgewicht der Anteil an NO2 nicht gleich stark abnimmt sondern langsamer sinkt. Dadurch erhöht sich das NO2/NOx-Verhältnis. Zum anderen ist die Zunahme des NO2/NOx-Verhältnisses möglicherweise mit einer Zunahme der mittleren Ozonbelastung zu erklären. Die Auswertungen deuten nicht auf eine Veränderung des emissionsseitigen NO2/NOx-Verhältnisses in diesem Zeitraum hin. Die deutliche Zunahme des NO2/NOx-Verhältnisses ca. seit dem Jahr 2000 an verkehrsnahen Messstellen steht nicht mit höheren Ozonbelastungen in Verbindung, sondern spiegelt in erster Linie eine Zunahme des imissionsseitigen NO2/NOx-Ver-hältnisses wider. Diese Zunahme wird augenscheinlich durch den steigenden Anteil von Dieselfahrzeugen mit Oxidationskatalysator, vor allem bei PKW, verursacht. Um die Emissionssituation quantifizieren zu können, wurden die Emissionsfaktoren für Straßenfahrzeuge aktualisiert, wobei auch NO2-Emissionsfaktoren erstellt wurden. Die Emissionsfaktoren beruhen auf Messungen bis zur Emissionsklasse EURO 4 bei PKW sowie EURO V bei schweren Nutzfahrzeugen und EURO 3 bei Motorrädern. Diese Emissionsfaktoren wurden in das Modell GLOBEMI eingegeben, um die durchschnittlichen Flottenemissionsfaktoren in Österreich zu berechnen. Dabei wurden die Emissionsfaktoren der einzelnen KFZ-Schichten nach deren Fahrleistungsanteilen in Österreich gewichtet und Flottenemissionsfaktoren für die Jahre 1990 bis 2030 ermittelt. Die berechneten Emissionsfaktoren zeigen für NOx eine abnehmende Tendenz. Speziell innerorts konnten aber seit 1995 nur geringe Abnahmen im mittleren Emissionsniveau von KFZ mit Dieselmotoren festgestellt werden. Die NO2-Emissions-faktoren nehmen auf allen Straßenkategorien zu. Hauptverantwortlich für diese Zunahme sind die Diesel-PKW mit Oxidationskatalysator und/oder Partikelfilter, deren Abgase höhere NO2-Konzentrationen aufweisen. Die Abgasnachbehandlung ist zwar für Partikel, Kohlenwasserstoffe und Kohlenmonoxid sehr vorteilhaft, erhöht aber den Anteil von NO2 an den NOx-Emissionen.