In F-Immissionsgebieten wurde seit langem beobachtet, das die Symptome einer Schädigung durch F jeweils kurz nach Knospentausch am ausgeprägtesten auftreten. Es stellte sich daher die Frage, ob die jungen Gewebe besonders F-empfindlich sind (z.B. als Folge des intensiven Wuchsstoff-Metabolismus) oder ob sie mit dem Transpirationsstrom F aus den Speicherorganen zugeführt erhalten. In diesem Falle würden sie sowohl von innen als auch von außenher einer F-Belastung ausgesetzt. Dies könnte mithelfen zu erklären, weshalb sich viele Baumarten gegenüber F-Immissionen als besonders empfindlich erweisen. In der bestehenden Literatur wird eine derartige F-Translokation jedoch mehrheitlich verneint. Von verschiedenen Baumarten, welche viele Jahre lang starken F-Immissionen ausgesetzt gewesen waren, wurden kurz vor Knospenaustrieb Zweige abgeschnitten und im Gewächshaus in F-freier Atmosphäre, zur Laubentfaltung gebracht. Blattanalysen ergaben, dass deren Laub gegenüber Nullproben erhöhte F-Gehalte aufwies. (Tabelle 1, 2). Im Extremfall kam es sogar zur Ausbildung einer Intercostalnekrose (Abblidung 3). Weil das F nicht aus der Gewächshausluft stammen konnte, musste es aus den Speicherorganen zugeführt worden sein. Dies belegt in der Tat die Existenz einer F-Translokation. Versuche mit Topfpflanzen, welche bis zu einem Jahr den F-Immissionen ausgesetzt und zumNeuaustrieb ins Gewächshaus zurückgeholt wurden, ergaben gleichsinnige Resultate (Tabelle 3), auch wenn das Ausmass der Translokation sehr viel geringer war, entsprechend der geringeren F-Akkumulation in den Speicherorganen. Durch Bestimmung der Aktivität des entgiftungsenzyms Peroxidase in den 6wöchigen Neutrieben von Koniferen gelang der NAchweis, dass dieses intern zugeführte F eine Belastungdes pflanzlichen Metabolismus darstellt (Abblindung 4). Unbelaubte Ulmen und Robinien wurden während einiger Wintermonate den F-Immissionen ausgesetzt. Der erhöhte F-Gehalt im Laub, dass sich anschließend in F-Frier Gewächshausatmosphäre entwickelte, belegte, dass winterliche Immissionen winterkahle Laubbaumarten ebenso wie immergrüne Koniferen belsten, weil F durch die Lentizellen der Rinde und eventuell auch durch die Knospen einzudringen und in den Stoffkreislauf zu gelangen vermag (Tabelle 4). Um festzustellen, ob die im Frühjahr zuerst gebildeten Blätter einer stärkeren inneren F-Zufuhr unterliegen als spätere Blätter, ob also die F-Depots der Speicherorgane langsam entleert werden, wurden entsprechende Blattanalysen an Buche und Erle vorgenommen. Die Resultate (Tabelle 5) ergaben tatsächlich einen höheren F-Gehalt er ersten Blätter. Dies ergibt ein zusätzliches Argument für die Notwendigkeit einer genauen Standisierung von Proben Für Blattanalysen. Nach diesen Beweisen für eine Remobilisierung und Translokation von F aus den Speicherorganen in die neugebildeten Assimilationsorgane war zu untersuchen, ob der vorgängige F-Transport in die Speicherorgane erst mit dem herbstlichen Rückschub der beweglichen Nährstoffelemente erfolgt oder kontinuierlich während der Vegetationsperiode mit den Kohlehydraten. Aus dem Befund, dass neugebildete Blätter gleichviel F enthielten, wenn die Pflanzen im Frühherbst künstlich entlaubt worden waren wie wenn sie das Laub durch natürlichen Blattfall verloren hatten (Tabelle 6), lässt sich schließne, dass während der ganzen Vegetationsperiode eine kontinuierlice F-Translokation stattfindet. Dieser F-Atransport aus den Assimilationsorganen ist jedoch so gering, dass er z.B. bei Fichte in gebieten mit starken F-Immissionen als Entgiftungsmechanismus praktisch nicht ins Gewicht fällt (Tabelle 7).