An 62 Beispielbeständen wurden Analysen über Standort, Bestandsgefüge, Vegetation und - soweit möglich - Bestandesgeschichte vorgenommen. Die verstreute Lage der Eichen-Hainbuchen-Bestände erforderte eine Zusammenfassung in geographische Gruppen. Dabei war festzustellen, daß derartige Bestände überwiegend in Seehöhen unter 400 m vorkommen, zwischen 400 bis 500 m wesentlich seltener, über 500 m nur vereinzelt. Es zeigte sich, daß sehr verschiedenartige Standorte von Eichen-Hainbuchen-Beständen besiedelt werden, so daß von "dem Eichen-Hainbuchen-Standort" schlechthin nicht gesprochen werden kann. Soziologisch bestehen Anschlüsse an Waldgesellschaften mit Buchen, Birken oder Schwarzerlen, dann Schlehenbuschwälder, Unterhangbestockungen von Ahorn, Esche, Ulme, Eiche. An Beispielen ist zu zeigen, daß Eichen-Hainbuchen-Bestände mannigfaltige Gefügeformen aufweisen können, die im allgemeinen aus der Bestandsgeschichte zu erklären sind. Mittelwälder lassen ebenso wie Überführungsbestände oder Hochwälder Unterschiede im Aufbau erkennen. Sowohl an Mittelwaldüberführungsbeständen wie an Hochwäldern können "Verarmungstypen" gefunden werden, oder "Anreicherungstypen" (im Sinne J.N. Köstler), an deren Aufbau verschiedene Baumarten wesentlich Anteil haben (Buche, Linde, Elsbeere, Föhre, Fichte, Lärche, Roteiche, Hasel). Die zuweilen als typisch hervorgehobene Zweischichtung (Eichen-Oberstufe, Hainbuchen-Unterstufe) ist keineswegs ein Merkmal des Mittelwaldes. Sie ist häufig auch in Hochwaldbeständen zu finden. Andererseits können auch durchgewachsene Mittelwälder ausgesprochene Hallenstruktur aufweisen. Es kann daher auch kein allgemeingültiges Gefügemerkmal besonders hervorgehoben werden. Von entscheidendem Einfluß auf den Bestandsaufbau ist die unterschiedliche Waldbautechnik, insbesondere die Betriebsart und die damit zusammenhängenden Bestockungsziele. Für den Ostteil des Odenwaldes und das Badische Bauland ist durch Besiedlungs- und Bestandsgeschichte die Abhängigkeit des Bestockungstyps vom menschlichen Einfluß nachzuweisen, unter anderem auch die Förderung der für den Mittelwald besonders geeigneten Eichen und Hainbuchen, deren künstliche Einbringung in großem Umfang vorgenommen wurde. Die im Gebiet beheimatete Buche ist verdrängt worden, ist aber in den Überführungsbeständen dadurch wieder stark vorgedrungen, daß sie diese unterwandert hat. Am Beispiel des Stadtwaldes Buchen a. Odw. ist zu zeigen, daß mehr als das Grundgestein das Moment traditioneller Bedarfsdeckung entscheidend für die Art der Bestockung war. Auch an vielen anderen Beispielen sind die Zusammenhänge zwischen Ausschlagbetrieb (Mittel-, Niederwald) und Eichen-Hainbuchen-Beständen offenbar. Von den 62 Beispielbeständen sind der Entstehung nach: 2 Mittelwald, 31 Mittelwaldüberführungsbestände, 5 aus Niederwaldvorstadien, 5 aus Mittelwald durch Kernwuchs verjüngt, 3 künstlich begründete, durchgewachsene Mittelwälder, 3 künstlich begründete Hochwälder, einer aus Verjüngung von Hochwald, 5 ursprüngliche Hochwälder, einer aus einem einstigen Hutwald durchgewachsen; die Entstehung von 6 Beständen ist ungewiß; für 4 davon Mittelwald als Vorbestand wahrscheinlich. Künstliche Begründung ist für verschiedene Gegenden nachweisbar. Aus all diesen Feststellungen ergibt sich die Problematik der Assoziation Querceto-Carpinetum als natürliche Waldgesellschaft. Sie ist weder floristisch noch ökologisch, noch auch genetisch einheitlich, ihre "Natürlichkeit" ist für manches Gebiet in Zweifel zu stellen. Stockhiebe müssen als Auslesefaktor zugunsten ausschlagkräftiger Baumarten in Rechnung gestellt, werden. Künstliche Begründung ist - sofern überhaupt geschichtliche Angaben vorliegen - häufiger nachweisbar als allgemein vermutet wird. In vielen Wäldern tritt die Buche nach wie vor in bedeutender Vitalität auf und würde den Aufbau der Wälder bei Ausschaltung menschlichen Einflusses wieder übernehmen. Ähnliche Hinweise bieten die Ergebnisse der Pollenanalyse. Es ist waldbaulich irreführend, Eichen-Hainbuchen-Wälder als natürliche Gesellschaft von Standorten zu bezeichnen, in denen die Buche nicht nur hervorragende Massenleistungen, sondern auch gute Formen aufweist. Für Buntsandstein, Muschelkalk und Staublehmböden ist zu zeigen, daß nicht nur der Boden, sondern auch der Baumbestand (und daher mittelbar der Mensch) als Standortsfaktor in Rechnung zu stellen ist und die auftretende Gemeinschaft an "niederen Pflanzen" mitbestimmt. Insbesondere werden dort die "Charakterarten" des Carpinion-Verbandes durch die Hainbuche gefördert. Die Ertragsleistung war lediglich an Anhaltswerten zu erörtern. Sie hängt wesentlich von der Qualität des Eichenholzes ab. Waldbaulich lehrreich ist die Mannigfaltigkeit der Gefügeformen, weil in Süddeutschland noch Mittelwaldüberführungsbestände auf großen Flächen zu behandeln sind, weitere Mittelwälder zu überführen sein werden und weil manche Lösungen als Modelle auch für Hochwaldungen verwendet werden können. Die Bedeutung der einzelnen Baumarten wechselt stark und ist zusammenfassend schwer zu würdigen. Bemerkenswert sit die hervorragende ökologische Wirkung von Eiche und Hainbuche. Neben ihnen können zahlreiche autochthone Baumarten am Aufbau der Wälder beteiligt werden, auch Gastbaumarten, vor allem Fohre und Lärche. Über die Bedeutung der Fichte in derartigen Beständen liegen sonderbarerweise nur geringe Erfahrungen vor; jedenfalls scheint Zurückhaltung geboten. Es muß betont werden, daß die Hainbuche bis in die Gegenwart verkannt worden ist, Sie ist keineswegs immer ein Baum zweiter Größenordnung, zu dem sie häufig nur im Mittelwald degradiert worden ist, weil ihre hervorragende Ausschlagfähigkeit und ihre Brennholzeignung sie als Unterholz geradezu prädestinierten. Vereinzelt konnten Höhen über 30 m, Durchmesser bis 64 cm gemessen werden. Gut geformte Hainbuchen sind keineswegs selten; sie bedürfen aber wie andere Baumarten der Pflege. Mag, die Hainbuche auch im Gefüge der ursprünglichen Wälder eine geringere Rolle gespielt haben, so steht doch fest, daß sie eine waldbaulich ideale Begleiterin der Eiche ist und auch im Wirtschaftswald vorzügliche Dienste leisten kann.
228 (Aufbau und Zusammensetzung der Bestände; Bestandesformen) 222.1 (Mittelwald) 226 (Wechsel des Waldbausystems. Umwandlungen (hinsichtlich des Systems oder der Holzarten)) 188 (Waldgesellschaften) 176.1 (Dicotyledoneae [Siehe Anhang D]) [430] (Deutschland, 1990-)