Im Jahr 1999 begann das Waldbau Institut der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg mit einer langfristig angelegten Untersuchung zur natürlichen Dynamik mitteleuropäischer Buchenwälder. Die Forschungsidee erwuchs daraus, dass der damalige Direktor des Instituts, Prof. Dr. Jürgen HUSS, in dem zu der Zeit neu gegründeten Nationalpark Hainich einen idealen Forschungsstandort erkannte, da dieser weitgehend natürliche Strukturen und Anzeichen natürlicher Dynamiken aufwies. Das Weberstedter Holz, ein 300 ha großer Buchenmischbestand am südlichen Ende der Hainicher Bergkette in Thüringen, wurde effektiv seit der Mitte des letzten Jahrhunderts nicht mehr bewirtschaftet. Während dieses Zeitraums hat der Wald einen weitgehend natürlichen Charakter entwickelt. Über Jahrzehnte hinweg dienten das Weberstedter Holz und die umgebenden Wälder als Pufferzone am Rande von Truppenübungsplätzen, die zunächst von der sowjetischen Armee genutzt worden waren und anschließend von der Nationalen Volksarmee der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik. Folglich wurde die Nutzung der Wälder auf ein Minimum beschränkt und der Zugang war streng begrenzt. Zudem blieben die Wälder des Hainichs auf Grund ihrer Abgelegenheit und der Ungeeignetheit der Standorte für landwirtschaftliche Zwecke von den weitreichenden Landschaftsveränderungen in der Geschichte Mitteleuropas verschont. Zwischen den Jahren 1999 und 2000 wurde eine vollständige Inventur auf beinahe 30 ha durchgeführt, in deren Rahmen knapp 15 000 Lebendbäume kartiert und vermessen worden sind. Das Untersuchungsgebiet wurde so eingerichtet, dass eine kontinuierliche Beobachtung und Aufzeichnung der Entwicklung eines vollkommen unbewirtschafteten Buchenmischbestandes möglich war. Die Hypothesen, welche der Forschungsarbeit zugrunde lagen, lauten: - Stürme oder andere Extremereignisse führen nur in Ausnahmefällen zu größeren Lücken im Kronendach buchendominierter Wälder, - langandauernde Überschirmung in Naturwäldern begünstigt die Buche auf Kosten anderer Wertholzlaubbaumarten, welche ansonsten ebenfalls auf Kalkstandorten vorzufinden sind , und - zusätzlich wird die Dominanz der Buche durch moderne Konzepte der naturnahen Waldwirtschaft weiter gefördert, so dass diese Wälder nicht sehr vielfältig durchmischt sind. Die Forschungsziele waren demnach: - die Auswirkung über 5 Jahrzehnte ohne menschliches Eingreifen auf die Baumartenzusammensetzung und Waldstruktur des Buchenwalds im Optimumbereich der Baumart zu bestimmen, - die Wirkung natürlicher Störungen auf das Kronendach und die Struktur eines unbewirtschafteten Buchenwaldes zu untersuchen, und - die Entwicklung des Jungwuchses in den natürlichen Lücken aufzuzeichnen sowie die Wirkung unkontrollierten Wildverbisses auf den Verjüngungsprozess festzustellen.