Die vorliegende Publikation ist der letzte Teil der Reihe "Rote Liste der gefährdeten Biotoptypen Österreichs" und beinhaltet die Bearbeitung der Hauptgruppen "Binnengewässer, Gewässer- und Ufervegetation" sowie "Technische Biotoptypen und Siedlungsbiotoptypen". Alle Biotoptypen werden in standardisierter Form beschrieben: Ökologie, Charakteristik, Abgrenzung zu anderen Biotoptypen, Pflanzengesellschaften, Referenzierung zur FFH-Richtlinie, Verbreitung und Häufigkeit, Vorkommen in den Bundesländern, Gefährdungsursachen, Qualität und Literaturquellen der Daten sowie Gefährdungseinstufung. Es werden alle Biotoptypen unabhängig von ihrer Gefährdungssituation beschrieben. Die Verbreitung der Biotoptypen wird auf naturräumlichen Verbreitungskarten dargestellt. Die Gefährdung wurde anhand von quantitativen und qualitativen Indikatoren (Flächenverlust, Seltenheit, Qualitätsverlust) beurteilt. Diese Einstufung wurde anschließend von ExpertInnen überprüft und korrigiert, kritische Fälle wurden in Workshops und in Einzelgesprächen abgeklärt. Aufgrund der ausgeprägten naturräumlichen Differenzierung Österreichs wurde zusätzlich zur nationalen auch eine regionale Gefährdungseinstufung durchgeführt. Diese Vorgangsweise ermöglicht die Erarbeitung abgesicherter Gefährdungseinstufungen. Von den 92 Gewässerbiotoptypen Österreichs sind drei Biotoptypen (Verzweigter Tieflandfluss, Verzweigter Hügellandstrom, Verzweigter Tieflandstrom) als Folge intensiver flussbaulicher Maßnahmen und energiewirtschaftlicher Nutzung in Österreich vollkommen vernichtet. Ein mit 15 Biotoptypen oder etwa 16 % aller Gewässerbiotoptypen bedenklich hoher Anteil ist in Österreich von völliger Vernichtung bedroht. In die Kategorie "stark gefährdet" wurden 34, in die Kategorie "gefährdet" 18 Biotoptypen eingereiht. Nur drei der einer Gefährdungsbeurteilung unterzogenen Biotoptypen gelten als ungefährdet. Weitere 19 Biotoptypen (rund 21 %) wurden in die Kategorie "nicht besonders schutzwürdig" eingereiht und daher bezüglich ihrer Gefährdung nicht bewertet. Dies sind v. a. anthropogen stark veränderte Fließgewässer-, in geringerem Ausmaß auch Stillgewässer-Biotoptypen. Diese bedenkliche Gefährdungssituation spiegelt sich auch in den Ergebnissen der Ist-Zustands-Bewertung der Fließgewässer Österreichs für die WRRL wieder. Von den 54 Siedlungsbiotoptypen Österreichs wurden 46 Biotoptypen (rund 85 %) in die Kategorie "nicht besonders schutzwürdig" eingereiht und daher bezüglich ihrer Gefährdung nicht bewertet. Diese hohe Anzahl nicht besonders schutzwürdiger Biotoptypen erklärt sich aus der vergleichsweise geringen naturschutzfachlichen Bedeutung der in dieser Gruppe zusammengefassten, vom Menschen geschaffenen naturfernen Biotoptypen. Die acht (rund 15%) beurteilten Biotoptypen wurden der Kategorie "gefährdet" zugeordnet. Zwei der nicht beurteilten Biotoptypen (Maschinelle Abtorfungsfläche in Abbau, Torfhalde) gelten seit dem Ende des großflächigen Torfabbaus in Österreich als erloschen. Bei den Gewässerbiotoptypen zeigen sich beträchtliche Unterschiede bei der Anzahl der in den acht österreichischen Naturräumen vorkommenden Biotypen: Die meisten finden sich in den Nord-und Zentralalpen mit 71 bzw. 68 Biotoptypen; die geringste Anzahl findet sich im Nördlichen und Südöstlichen Alpenvorland und dem Pannonikum mit 46-48 Biotoptypen. Die regionale Gefährdungssituation variiert nur relativ wenig zwischen den Naturräumen. In die hohen Gefährdungskategorien vollständig vernichtet", "von vollständiger Vernichtung bedroht" und "stark gefährdet" sind in den Naturräumen zwischen 50 % (Pannonikum) und 67 % (Nördliches Alpenvorland) der Biotoptypen eingereiht. Bei der Analyse der regionalen Gefährdung der Siedlungsbiotoptypen in den Naturräumen Österreichs zeigen sich aufgrund der geringen Anzahl der hinsichtlich ihrer Gefährdung beurteilten Biotoptypen nur geringe Unterschiede. Die Regenerationsfähigkeit wird ausschließlich auf typologischer Ebene bewertet und unterliegt somit keiner regionalen Differenzierung. Unter den Gewässerbiotoptypen der Biotoptyp "Warmwasserbach" wurde als "nicht regenerierbar" (Kategorie I) eingestuft. Mit 57 Biotoptypen wurde eine sehr hohe Anzahl als "schwer regenerierbar" (Kategorie II) eingestuft - dies verweist auf die lange Dauer, die in vielen Fällen für die Wiederherstellung von Gewässerlebensräumen notwendig ist. Weitere 14 Biotoptypen wurden als "kaum regenerierbar" (Kategorie III) bewertet. Ein Biotoptyp gilt als bedingt regenerierbar ("Begradigter Tieflandstrom"). Die übrigen 19 Biotoptypen - es sind dies die nicht einer Gefährdungsbewertung unterzogenen, naturschutzfachlich nicht schutzwürdigen Biotoptypen - gelten als "beliebig regenerierbar" (Kategorie V). Zwei der hinsichtlich ihrer Gefährdung beurteilten Siedlungsbiotoptypen (Ruine, Mauer mit Vegetation) wurden als innerhalb relativ kurzer Zeiträume regenerierbar eingestuft ("bedingt regenerierbar" - Kategorie IV). Alle übrigen 41 Biotoptypen gelten als "beliebig regenerierbar" (Kategorie V). Die Verantwortlichkeit für die Erhaltung wurde ebenfalls auf nationaler Ebene bewertet. Für 16 Gewässerbiotoptypen trägt Österreich eine hohe Verantwortung (Kategorie "stark verantwortlich"), von denen zwei Biotoptypen in Österreich bereits völlig vernichtet sind ("Verzweigter Hügellandstrom", "Verzweigter Tieflandstrom"). In die Kategorie "in besonderem Ausmaß verantwortlich" wurde kein Biotoptyp eingeordnet. Österreich trägt für keinen Siedlungsbiotoptyp eine besondere Verantwortung.