Die Gemeinschaftsforstwirtschaft (Community Forestry) ist ein kollektives Forstmanagement, das lokale Dorfgemeinschaften durchführen, um ihren Lebensunterhalt zu sichern. Seit den späten siebziger Jahren haben einige Staaten damit begonnen, ein solches Forstmanagementsystem einzurichten. Nepal ist ein Pionierbeispiel für ein solches System, wobei die Gemeinschaftsforstwirtschaft in den siebziger Jahren eingeführt und in den neunziger Jahren weiterentwickelt wurde. Der Master Plan für den Forstsektor 1988, das Forstgesetz 1993 und die Forstregelung 1995 sind die gesetzlichen Instrumente, welche eine legale Basis zur Übergabe des staatlichen Forsteigentums in Form des Gemeinschaftsforstes an lokale Gemeinschaften darstellen. Die lokalen Gemeinschaften sind in Zusammenschlüssen von Nutzern organisiert, die man der englischen Bezeichnung Community Forest Users' Group (CFUG) folgend, als gemeinschaftliche Waldnutzungsgruppen bezeichnen könnte. Die Waldressourcen spielen in ländlichen Haushalten Nepals - so wie in anderen Entwicklungsländern auch - eine zentrale Rolle. Die Waldressourcen dienen direkt der Erfüllung des auf den Wald bezogenen Subsistenzbedarfs von Frauen, Armen und benachteiligten Menschen, so wie sie auch den kommerziellen Bedürfnissen der Waldwirtschaft dienen. Der Gemeinschaftswald trägt in Nepal vor allem in zwei Arten zum ländlichen Lebensunterhalt bei: (i) durch ein gestiegenes Niveau und erhöhte Sicherheit der Nutzenströme und Produkte aus dem Wald sowie (ii) durch die Herausbildung von Ersparnissen in den ländlichen Gemeinschaften. Der Gemeinschaftswald dient der Entwicklung des Naturkapitals, des physischen Kapitals, des Finanzkapitals, des Humankapitals und schließlich auch des Sozialkapitals auf der Ebene der ländlichen Gemeinschaften. Diese Kapitalformen, welche durch die Gemeinschaftsforstwirtschaft zur Verfügung gestellt bzw. gestützt werden, spielen in der ländlichen Entwicklung und in der Sicherung des Lebensunterhalts am Land eine zentrale Rolle. Die Sozialstruktur Nepals ist sehr heterogen und die Nutzergruppen weisen in Bezug auf Kaste, Ethnie, Religion, Geschlecht und soziale Stellung der organisierten Personen große Unterschiede auf. Diese Heterogenität über einen starken Einfluss aus auf die Fähigkeit zur Selbstorganisation und auf die Fähigkeit, ein gemeinsames Management aufrechtzuerhalten. Unterschiede in den kulturellen Werten, Verschiedenheiten in sozialen Normen und Sanktionen, die mit dem Zugang zu forstlichen Ressourcen, ihrem Management und ihrer Nutzung verbunden sind, münden oft in Konflikte. Überall auf der Welt konkurrieren Menschen um die Nutzung natürlicher Ressourcen, die sie zur Sicherstellung ihres Auskommens brauchen. In dieser Arbeit wurden im Jahr 2004 insgesamt 235 Personen aus vier Waldnutzungsgruppen zu persönlichen - und Haushaltscharakteristika, zur Sicherstellung der Bedürfnisse durch die Waldnutzung und zu Konflikten befragt. Ein Hauptziel der Arbeit ist das Aufzeigen der Konflikte, die in den Waldnutzungsgruppen bestehen und Maßnahmen des Konfliktmanagements vorzuschlagen. Soziale Marginalisierung von Nutzern im Rahmen einer gemeinschaftlichen Waldnutzungsgruppe oder in einem Nutzerkomitee, die Aufteilung des Nutzens, die Teilnahme an verschiedenen Aktivitäten der Waldnutzungsgruppe, der Mangel an Kommunikation unter allen beteiligten Stakeholdern, die Investition der Gruppenmittel, Mangel an Transparenz, Leadership, persönliche Wahrnehmungen und Verhaltensweisen, das Einsammeln der Gebühren, die Umsetzung von Entscheidungen und Probleme aufgrund der Kastenstruktur der Gesellschaft sind die wichtigsten Konfliktbereiche, die in der Studie erfasst wurden. Diese Konflikte wurden sowohl auf der Ebene der Nutzungsgemeinschaften wie auch auf der Politikebene beobachtet. Diese Dissertation beschäftigt sich haupsächlich mit der Analyse des Einflusses der gemeinschaftlichen Forstwirtschaft auf den Unterhalt ländlicher Haushalte sowie mit den im Zuge der gemeinschaftlichen Nutzung auftretenden Konflikten. Gegenstand des Interesses sind auch die gängigen Praktiken des Konfliktmanagements auf der Ebene der Nutzergruppen. Zusätzlich wurde der Einfluss der maoistischen Bewegung bzw. Guerilla auf die gemeinschaftliche Forstwirtschaft untersucht.