Standardsignatur
Titel
Erhaltung genetischer Vielfalt: Kriterien für die Zertifizierung regionalen Saat- und Pflanzguts : Literatur-Studie
Verfasser
Erscheinungsort
Bonn
Verlag
Erscheinungsjahr
2007
Seiten
50 S.
Illustrationen
3 Tab., zahlr. Lit. Ang.
Material
Bandaufführung
Datensatznummer
141619
Quelle
Abstract
Die Sicherung der genetischen Vielfalt ist ein wichtiger, auch durch rechtliche Regelungen gestützter Auftrag des Naturschutzes. Durch die Wahl des Pflanzmaterials in freier Natur wird die genetische Vielfalt wesentlich beeinflusst. Anhand vorliegender Literaturstudie werden Auswirkungen gebietsfremder Herkünfte auf die biologische Vielfalt gezeigt. Darüber hinaus wird der Wissensstand zur genetischen Variabilität und Differenzierung häufiger Gehölze und Grünlandarten beispielhaft dargestellt. Ökonomisch relevante Konsequenzen bei der Verwendung gebietsfremder Herkünfte werden genannt. Die genetische Differenzierung einheimischer Landschaftsgehölze und Grünlandarten ist abhängig von ihrer Verbreitung, Lebensform, Ausbreitungs- und Bestäubungsbiologie sowie vom menschlichen Einfluss durch Pflanzung gebietsfremder Provenienzen. Der Grad der genetischen Differenzierung ist darüber hinaus von der Untersuchungsmethode abhängig. Die Ergebnisse zur regionalen genetischen Differenzierung ausgewählter Arten werden in Tab. 2 und 3 im Anhang wiedergegeben. Die gärtnerische Praxis in Baumschulen und Saatgutbetrieben hat die genetische Vielfalt von Gehölzen und krautigen Arten ebenfalls nachhaltig beeinflusst. Beispiele belegen, dass züchterisch veränderte Arten eine geringere genetische Variabilität besitzen als deren wilde Stammarten. Auch die fortwährende Selektion erwünschter Phänotypen und die vegetative Vermehrung von Landschaftsgehölzen führten zur Einengung der genetischen Vielfalt. Hybridisierungsereignisse zwischen gebietseigenen und gebietsfremden Sippen führen zur schleichenden Veränderung des Genpools. Dass Hybridisierungen das Invasionspotential von Sippen steigern können, ist anhand zahlreicher Beispiele auf Artebene belegt. Die Kreuzung von gebietseigenen Sippen mit gebietsfremden Herkünften kann zur genetischen Homogenisierung des Genpools, zum Verlust der genetischen Anpassung der gebietseigenen Populationen und zur Auslöschung der Wildsippen führen. Beeinträchtigungen der biologischen Vielfalt durch gebietsfremde Herkünfte finden auch auf anderen trophischen Ebenen statt. Unterschiede in der Morphologie sowie bei den Inhaltsstoffen verschiedener Herkünfte können sich auf deren Eignung als Habitat oder als Nahrungsressource für Tiere auswirken. Solche Unterschiede sind bei verschiedenen Provenienzen von Wildpflanzen sowie beim Vergleich zwischen Kultur- und Wildsippen der gleichen Art festgestellt worden. Ökonomisch relevante Konsequenzen der Verwendung gebietseigener Provenienzen wurden durch Vergleichspflanzungen gebietseigener und gebietsfremder Hecken belegt. Zahlreiche Herkunftsversuche an Forstbäumen und reziproke Verpflanzungsexperimente belegen die Annahme, dass Pflanzenpopulationen an ihrem Ursprungsort am besten angepasst sind.