Der vorliegende Leitfaden für den Umgang mit Wölfen (Canis lupus) in Deutschland wurde im Rahmen des F+E-Vorhabens "Fachkonzept für ein Wolfsmanagement in Deutschland" erarbeitet. Er soll als fachliche Grundlage für die Entwicklung eines zwischen den zuständigen Behörden und Interessensgruppen abgestimmten Managementplanes für Wölfe in Deutschland dienen. Der erste Teil des Leitfadens enthält Hintergrundinformationen zu Status und Managementansätzen des Wolfes in Deutschland und Europa. Der zweite Teil stellt ausführlich fachliche Grundlagen und Vorschläge für ein Wolfsmanagement in Deutschland dar. Derzeit ist das Vorkommen reproduzierender Wölfe auf den Nordosten Sachsens, im Grenzgebiet zu Brandenburg und Polen beschränkt, die nächste größere Wolfspopulation findet sich im Osten Polens. Eine im Rahmen des Vorhabens durchgeführte Akzeptanzstudie kam zu dem Ergebnis, dass die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung den Wölfen gegenüber eher positiv eingestellt ist. Es gibt aber auch eine Minderheit, welche die Anwesenheit der Wölfe deutlich ablehnt. Die Analyse der seit 2001 erschienenen Medienberichte zeigte, dass die überwiegende Mehrheit der Artikel in Tages- und Wochenzeitungen mit sachlich-neutralem oder positivem Tenor über das Wolfsvorkommen berichtet hat. Die Verteilung von Flächen in Deutschland, die den von Wölfen bisher besiedelten Gebieten in Habitatausstattung, Zerschneidung/Zersiedlung und Bevölkerungsdichte ähnlich sind, wurde für den Leitfaden in einer GIS-Analyse untersucht. Vor allem im Nordosten Deutschlands, in den Mittelgebirgen und im Südosten des Landes und sind danach vergleichbare Flächen häufig. Außerdem wurde landesweit auf Kreisebene das Konfliktpotential untersucht, welches bei einer Etablierung von Wölfen zum Tragen käme. Hier wurde, soweit ermittelbar, die Anzahl der Nutztiere und deren Haltungsform sowie das relative Angebot an wildlebenden Huftieren einbezogen. Das grenznahe Vorkommen und mehr noch die zu erwartende Ausbreitung der streng geschützten Tierart erfordert ein abgestimmtes Vorgehen der betroffenen Bundesländer und Nationalstaaten. Das gesetzlich anvisierte Ziel ist eine lebensfähige deutschwestpolnische Wolfspopulation. Der Leitfaden empfiehlt für Deutschland einen pragmatischen Weg, dieses zu erreichen, mit möglichst geringen Eingriffen in die Entwicklung der Wolfspopulation. Diese sollte ständig durch ein enges Monitoring nach wissenschaftlichen Standards überwacht werden. Sich abzeichnende Konflikte sollten vorausschauend erkannt und möglichst minimiert werden. Besonders wichtig sind die Umsetzung eines bundesweit abgestimmten Konzeptes für Prävention und Kompensation von Nutztierverlusten, eine intensive Öffentlichkeitsarbeit und eine enge Zusammenarbeit mit den betroffenen Interessensgruppen.