Im Zentrum der hier vorgestellten Studie steht die regionale Analyse der Blockgletscherbewegung in einem hochalpinen Geosystem (Turtmanntal, Schweizer Alpen). Mit Hilfe mehrerer Methoden wurde die Blockgletscherkinematik auf unterschiedlichen Raum- und Zeitskalen sowohl qualitativ als auch quantitativ untersucht. Die Anwendung der digitalen Photogrammetrie und der terrestrischen Vermessung ermöglichte die Messung von horizontalen Geschwindigkeiten und vertikalen Veränderungen. Dabei zeigten die Ergebnisse der Photogrammetrie, dass analoge hochgeflogene Luftbilder für die Analyse von Veränderungen der Blockgletschergeometrie durchaus geeignet sind. Auch die Kombination mit digitalen hochauflösenden Daten (der High Resolution Stereo Camera – Airborne; HRSC-A), die erstmalig in der Blockgletscherforschung eingesetzt wurden, war erfolgreich. Dadurch konnten Blockgletscherbewegungen auf großer räumlicher Skale (Mesoskale) und über einen Zeitraum von 26 Jahren (1975 – 2001) quantifiziert werden. Die Anwendung der terrestrischen Vermessung ermöglichte zusätzlich die jährliche Quantifizierung von Bewegungen zwischen 2001 und 2004 auf zwei ausgewählten Blockgletschern. Dendrogeomorphologische bzw. holzanatomische Techniken wurden erstmalig für die Bestimmung der Blockgletscherkinematik eingesetzt und lieferten für zwei Untersuchungsobjekte vorläufige Ergebnisse. Mit den verwendeten Methoden und besonders durch die Kombination von geomorphologischer Kartierung und digitaler Photogrammetrie konnte der Aktivitätsgrad von 45 Blockgletschern abgeschätzt werden. Horizontale und vertikale Bewegungen wurden dann für die 34 intakten Blockgletscher quantifiziert, von denen 18 eine eindeutige Aktivität zeigten. Viele der untersuchten Permafrostkörper wiesen, im Vergleich zu anderen Blockgletschern der Alpen, überdurchschnittliche horizontale Geschwindigkeiten auf. Außerdem zeigten sowohl die horizontalen als auch die vertikalen Bewegungen deutliche raum-zeitliche Variationen. Bezüglich der zeitlichen Variationen wurde für alle aktiven Blockgletscher eine eindeutige Zunahme der horizontalen Geschwindigkeit – vermutlich ab den 1990er Jahren – bestimmt. Die geschilderten Ergebnisse wurden unter Einbezug möglicher Kontrollgrössen, wie Relief- und Klimaparametern, diskutiert. Obwohl die Datenlage zu entscheidenden Einflussgrößen und das Wissen über Blockgletscherdynamik limitiert ist, wurde die beobachtete Beschleunigung den klimatischen Veränderungen und dem damit verbundenen Anstieg der Oberflächentemperatur zugewiesen. Folglich stützen die Ergebnisse die Rolle von Blockgletschern als sensitive Indikatoren für Veränderungen im hochalpinen Geosystem.