Ziel der vorliegenden Arbeit waren Aussagen zu Faktoren, die das Aufnahmeverhalten von Bäumen bei der Stamminjektion beeinflussen. Neben einem Verfahren zur Stamminjektion wurde ein Verfahren zur Stamminfusion (Maugetverfahren) getestet. Für beide Verfahren wurde eine Wirkstofflösung über Bohrlöcher von 6 mm Durchmesser und 4 cm Tiefe eingebracht. Bei der Stamminjektion wurde zusätzlich ein Druck von 3 bar aufgewendet. Das vorgegebene Stamminjektionsverfahren wurde durch Modifikationen von Bohrer und Injektionsschraube verbessert. Um die Ausbreitung der eingebrachten Lösungen im Holz sichtbar zu machen, wurde Farbstofflösung (1% ige Lösung von Safranin O) mittels beider Verfahren in Bäume verschiedener Arten eingebracht. Dabei zeigte sich neben starken baumartenspezifischen Unterschieden in der Aufnahmefähigkeit, dass ringporige Arten wegen zu geringer tangentialer Farbstoffausbreitung und zu geringer Injektionsraten nicht für diese Verfahren geeignet sind. Fortgeführt wurden nur die Stamminjektionsversuche mit 3 bar Druck ausschließlich an der Baumart Gemeine Rosskastanie (Aesculus hippocastanum L.). Injiziert wurden die beiden systemischen Insektizide Imidacloprid und Thiacloprid zur Bekämpfung der Rosskastanien-Miniermotte (Cameraria ohridella DESCHKA & DIMIÆ). Der Einfluss verschiedener Faktoren auf die Aufnahmefähigkeit der Rosskastanien wurde untersucht.
Imidaclopridlösug ließ sich besser als Thiaclopridlösung injizieren, die geringer konzentrierte Lösung besser als die höher konzentrierte. Die Aufnahmefähigkeit am Wurzelanlauf war signifikant geringer als in Brusthöhe (1,3 m). Zum Zeitpunkt vor und während der Rosskastanienblüte waren die Injektionsraten nur gering. Außerdem beeinflusste die Tageszeit das Aufnahmeverhalten der Bäume. Für Witterung und Xylemflussgeschwindigkeit konnte kein signifikanter Einfluss auf die Injektionsraten nachgewiesen werden. Es zeigte sich eine Abhängigkeit der Injektionsraten von Baumvitalität und BHD. Mit zunehmendem BHD und abnehmender Vitalität stieg die Aufnahmefähigkeit der Rosskastanien bei der Stamminjektion. Die Wirksamkeit von Stamminjektionen wurde über drei Vegetationsperioden bonitiert. Es stellte sich heraus, dass ein Behandlungserfolg in Abhängigkeit von Baumvitalität, BHD, Vorschädigung und Wirkstoffdosierung über zwei Vegetationsperioden anhält. Im dritten Jahr ist der Effekt nur noch gering, so dass dann die Behandlung wiederholt werden sollte. Die Wundreaktion an den Injektionslöchern wurde untersucht. Nach Abschluss der Vegetationsperiode waren in Abhängigkeit von der Baumvitalität bis zu 80%, im Folgejahr nahezu alle Injektionslöcher vollständig überwallt. Exsudataustritt wurde nur vereinzelt an weniger vitalen Bäumen in der auf die Behandlung folgenden Vegetationsruhe beobachtet. Die Leitfähigkeit der Thiaclopridlösung sollte durch Ansäuerung (pH 5) und Zusatz von Kaliumionen erhöht werden. Ein Erfolg konnte weder bei Leitfähigkeitsmessungen noch bei Stamminjektionsversuchen festgestellt werden. Die Holzanatomie von Esche (Fraxinus excelsior L.) als Vertreter ringporiger Gehölze und Rosskastanie (Aesculus hippocastanum L.) als Zerstreutporer wurde entlang eines Gradienten Wurzel - Wurzelanlauf - Stamm untersucht. Dabei ergab sich für Esche ein kontinuierlicher Übergang zwischen Wurzel- und Stammholz, an Rosskastanie wurde am Wurzelanlauf eine verringerte Leitfähigkeit festgestellt ("Flaschenhalseffekt").