Ehemals bewirtschaftete Waldbestände, die ihrer natürlichen Dynamik überlassen bleiben, werden in Niedersachsen als Naturwälder bezeichnet. Um die eigendynamische Entwicklung von Naturwäldern zu erfassen, wird von der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt ein Dauerbeobachtungsprogramm durchgeführt. Dies geht von der Erfassung der Waldstruktur aus und versucht, durch die Integration von standortskundlichen, zoologischen und botanischen Untersuchungen einen interdisziplinären Ansatz zu verwirklichen. Der Naturwald Bruchberg ist einer von insgesamt 106 Naturwäldern in den niedersächsischen Landesforsten und gleichzeitig Bestandteil des 1994 gegründeten Nationalparks Harz. Seit mehr als 30 Jahren finden in dem 77 ha großen Gebiet weder forstliche Eingriffe statt, noch werden Windwürfe aufgearbeitet oder Massenvermehrungen von Borkenkäfern bekämpft. Das Untersuchungsgebiet befindet sich an der Nordostflanke des Acker-Bruchberg-Zuges in einer Höhe zwischen 820 und 910 m ü. NN. Das Klima ist mit eines Jahresmitteltemperatur von durchschnittlich 4,6° C und rund 1400 mm Jahresniederschlag sehr kühl und feucht. Hohe Niederschläge und niedrige Temperaturen ließen vor allem in den Verebnungslagen im Hochharz umfangreiche Moorflächen entstehen, die teils bewaldet und teils baumfrei sind. Ein Großteil der Fichtenbestände im Naturwald wurde in der Mitte der 1990er Jahre durch Borkenkäfer abgetötet und vom Wind verworfen. In der vorliegenden Arbeit werden die bisherigen Ergebnisse der Untersuchungen zur Waldstruktur und den Tier- und Pflanzengemeinschaften im Naturwald Bruchberg vorgestellt. Dabei wird ein Schwerpunkt auf die Walddynamik nach Störungen gelegt. Zudem steht das Beziehungsgeflecht zwischen der Waldstruktur auf der einen Seite und der Zusammensetzung von Tier- und Pflanzengemeinschaften auf der anderen Seite im Vordergrund der Untersuchungen. Ausgehend von einer Darstellung der Forstgeschichte und der standörtlichen Rahmenbedingungen werden die Methoden und Ergebnisse der einzelnen Teiluntersuchungen vorgestellt. Waldstrukturuntersuchungen werden im Naturwald Bruchberg seit Beginn der 1970er Jahre durchgeführt. Während die ersten Untersuchungen auf gutachtlich festgelegten Kernflächen stattfanden, wurde in den 1990er Jahre ein systematisches Rasternetz eingerichtet und der Baumbestand 1997 an den Kreuzungspunkten des Gitternetzes auf Probekreisen erfasst. Beide Aufnahmekonzepte sind auf Dauerbeobachtungen angelegt. Vegetation und Arthropodenfauna im Naturwald Bruchberg wurden in den Jahren 1997 und 1998 erstmalig inventarisiert und beschrieben. Die vegetationskundlichen Aufnahmeflächen stimmen dabei zu großen Teilen mit den Probekreisen und Kernflächen der Untersuchungen zur Waldstruktur überein. Die faunistischen Studien fanden auf drei gesondert ausgewählten und anhand des markierten Rasternetzes reproduzierbaren Probeflächen statt.