Große Teile alpiner Permafrostgebiete liegen in einer klimatischen Grenzlage, in der bei fortschreitender Temperaturerhöhung mit dem sukzessiven Abschmelzen der Permafrostvorkommen zu rechnen ist. Die Ermittlung der Empfindlichkeit hochalpiner Geosysteme gegenüber dem globalen Klimawandel steht im Zentrum vieler Forschungsarbeiten im alpinen Raum. Jedoch fehlen bis heute wesentliche prozessuale Grundlagen zum Verständnis der komplexen Interaktionen zwischen Klima, Relief und Permafrost. In der vorliegenden Arbeit wurde die Rolle des Reliefs als Produkt und Regler in einem alpinen Geosystem untersucht, welches durch die Existenz von Permafrost und von periglazialen Prozessen gekennzeichnet ist. Als Teilprojekt C7 war sie in das interdisziplinär angelegte DFG-Forschungsprojekt "Graduiertenkolleg 437: Das Relief - eine strukturierte und veränderliche Grenzfläche" eingebunden. Die im "Alpinen Cluster" des Graduiertenkollegs zusammengefassten Teilprojekte befassen sich vor allem mit der Analyse der Wechselwirkungen zwischen geomorphologischen Formen und Prozessen im Hochgebirge. Das Relief beeinflusst die klimatischen Faktoren auf unterschiedlichen räumlichen Skalen und prägt die Permafrostverbreitung in einem Gebiet maßgeblich. Die Existenz von Permafrost ermöglicht wiederum den Ablauf charakteristischer geomorphologischer Prozesse, die zur Bildung bestimmter Sedimentspeicher führen. Eine wesentliche Komponente des Sedimenthaushaltes der periglazialen Stufe stellen Blockgletscher dar, die einen zentralen Untersuchungsgegenstand der Arbeit bilden. In der vorliegenden Arbeit wurde der Einfluss des Reliefs auf die Permafrostverbreitung auf regionaler und lokaler Skale untersucht. Dementsprechend wurden skalenabhängige Messverfahren und Methoden angewandt. Auf regionaler Skale erfolgte zunächst die Kartierung von Blockgletschern als Permafrostindikatoren. Die erhobenen Daten dienten sowohl zur Entwicklung eines eigenen empirisch-statistischen Ansatzes zur Modellierung der Permafrostverbreitung als auch zur Validierung eines auf das Turtmanntal übertragenen numerischen Permafrostmodells. Zur Validierung der regionalen Permafrostmodelle und zur Analyse lokalskaliger Einflüsse des Relieffs auf die Permafrostverbreitung wurde eine Permafrostkartierung in einem Seitental des Untersuchungsgebietes durchgeführt. Diese lokale Permafrostkartierung basiert einerseits auf Daten zur Basistemperatur der hochwinterlichen Schneedecke. Zudem wurden an einigen Stellen des Kartiergebietes geophysikalische Messungen durchgeführt. Die Ermittlung sedimenthaushaltlicher Parameter der einzelnen Blockgletscher dient vor allem der Beschreibung der Blockgletscher als Reliefformen und Sedimentspeicher. Aus der genauen Beschreibung der Formen und den Charakteristika des Liefergebietes lassen sich wichtige Rückschlüsse auf die Genese der Blockgletscher und die Ursachen für die im Untersuchungsgebiet vorliegende, räumliche Verbreitung der Formen ziehen. Zudem dient das Sedimentvolumen eines Blockgletschers als zusätzliche Information, um Aussagen zur Sensitivität und Reaktionszeit der Form auf klimatische Veränderungen treffen zu können. Die Ermittlung der Untergrenze von Sedimentkörpern stellt vor allem in hochalpinen Räumen bis heute ein großes methodisches Problem dar. Überdies sind auch die geomorphologischen und geophysikalischen Eigenschaften von Blockgletschern an deren Untergrenze kaum bekannt. In der vorliegenden Arbeit wurde daher ein semiquantitativer Ansatz verfolgt, bei dem die Mächtigkeiten und Sedimentvolumina der Blockgletscher auf Grundlage des hochaufgelösten HRSC-DHM manuell und näherungsweise bestimmt wurden. Es wurden zwei Szenarien für die Mächtigkeiten, Sedimentvolumina und -massen der Blockgletscher entwickelt.