- Standardsignatur10096
- TitelGeologie im Fluss : Erläuterungen zur Geologischen Karte der Nationalparks Thayatal und Prodjí 1:25 000
- Verfasser
- ErscheinungsortWien
- Verlag
- Erscheinungsjahr2004
- Seiten92 S.
- Illustrationen100 Abb., zahlr. Lit. Ang.
- MaterialBandaufführung
- Datensatznummer132266
- Quelle
- AbstractDie Nationalparks Thayatal und Podyji liegen im Bereich des Südostrandes der Böhmischen Masse. Die südöstliche Böhmische Masse wird in zwei tektonische Großeinheiten, das östliche, strukturell tiefer gelegene Moravikum und das westliche, tektonisch höhere Moldanubikum, gegliedert. Diese beiden tektonischen Einheiten haben eine lange und komplexe geologische Entwicklungsgeschichte, die anfänglich wahrscheinlich unabhängig und in großer Entfernung voneinander verlief. Im Moravikum, in dem auch die Nationalparks Thayatal und Podyji liegen, finden sich unter anderem Gesteine, die ihren Ursprung in der Erdfrühzeit (Proterozoikum), also vor mehr als 600 Millionen Jahren vor heute haben. Am Ende der Erdfrühzeit (oberes Proterozoikum), rund 600 Millionen Jahre vor heute, wurden diese ältesten, vorwiegend als Ablagerungsgesteine (Sedimente) in Ozeanen gebildeten Gesteinsserien in die cadomische Gebirgsbildung einbezogen und dabei zum Teil zu Umwandlungsgesteinen (Metamorphite) umgeformt. Dies geschah am Nordrand des ehemaligen Großkontinents Gondwana, im Bereich des Südpols, wo zu dieser Zeit ein lang gestrecktes Küstengebirge entstand. Während dieser cadomischen Gebirgsbildungsphase drangen aus der Tiefe große Mengen silikatischer Gesteinsschmelzen in die Erdkruste, die in vielen Kilometern Tiefe zu granitoiden Gesteinen (Tiefengesteine: Plutonite) erstarrten und heute u.a. in Form des Thaya-Batholiths erhalten sind. Im Laufe des unteren Erdalterums (Altpaläozoikum: Ordovizium-Silur), rund 495-417 Millionen Jahre vor heute, zerfiel das cadomische Gebirge in Kontinentalfragmente, welche sich von Gondwana ablösten und als Mikroplatten (Inselketten) über den Rheischen Ozean nach Norden drifteten. Moldanubikum und Moravikum waren dabei Teile verschiedener, ursprünglich weit voneinander entfernter Mikroplatten. Im mittleren und oberen Erdaltertum (Devon-unteres Karbon), rund 417-310 Millionen Jahre vor heute, führte die Kollision dieser Mikroplatten und von Gondwana mit dem nördlichen Kontinent Laurussia (Baltika und Laurentia) zur Bildung des variszischen Gebirges und zur Entstehung der Böhmischen Masse. Durch Subduktion und Deckentektonik wurden damals viele Gesteine einer Regionalmetamorphose (Umkristallisation unter hohen Drücken und Temperaturen) unterworfen. In einer Spätphase der variszischen Gebirgsbildung wurde die moldanubische Einheit auf flachen Bewegungsbahnen auf das Moravikum aufgeschoben. Weiters drangen aus der Tiefe neue Magmen in das Gebirge ein, wie z.B. die variszischen Granite des Mühl- und Waldviertels sowie Ganggesteine. Während die Gesteine des Moldanubikums einen durchgehend hohen variszischen Metamorphosegrad zeigen (hohe Drücke und Temperaturen i.a. > 700°C), lassen die Mineralzusammensetzungen der Gesteine des Moravikums deutlich niedrigere Metamorphosebedingungen erkennen (< 600°C, oft < 500°C, vor allem gegen Osten). Dies lässt vermuten, dass die Gesteine des Moldanubikums zunächst in weit tieferen Stockwerken der Erdkruste versenkt waren und dort aufgeheizt wurden, bevor sie als heißes Deckenpaket auf das Moravikum geschoben wurden und dort eine Metamorphose induzierten.
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