Um ein möglichst breites Gesamtbild der russischen Holzwirtschaft darzustellen, sind in den vorstehenden Ausführungen alle mehr oder weniger wichtigen Vorgänge in der russischen Forst- und Holzwirtschaft behandelt bzw. nur gestreift worden, aus denen man die Entwicklung dieses überaus wichtigen Zweiges der russischen Volkswirtschaft ersehen kann. Die steigende Bedeutung der russischen Holzwirtschaft trat bereits in der Vorkriegszeit in starkem Maße hervor, ließ aber während der Kriegs- und Revolutionszeit nach. In den letzten Jahren hat sich die russische Holzwirtschaft zu einem immer bedeutsameren Wirtschaftszweig entwickelt, dem die Sowjetregierung die größte Aufmerksamkeit schenkt. Das Gesamtbild der russischen Holzwirtschaft bleibt zunächst noch ziemlich verworren und gestattet kein abschließendes Urteil, vor allem infolge der zu wenig fortgeschrittenen Erforschung und Einrichtung der weit ausgedehnten Wälder, deren Zustand, Holzvorrat und Zuwachs die Grundlage der Holzwirtschaft bilden. Ferner sind in der Verwaltung und Wirtschaftsführung der Wälder in den abgelaufenen 15 Jahren verschiedene Veränderungen stürmisch vor sich gegangen, die in der Forstgeschichte der Welt einzig dastehen und von der übrigen Welt grundsätzlich abweichende Formen angenommen haben. Diese Umstellungen sind noch nicht zum Stillstand gekommen. Die Forstwirtschaft und die Holzindustrie - zwei Wirtschaftszweige, zwischen denen sich in den kapitalistischen Ländern vielfach unüberwindliche Gegensätze entwickeln - sind im sozialistischen Staat zu einer Machteinheit zusammengefügt worden, nachdem sie sich auch hier jahrelang "wie gierige Vertreter kapitalistischer Unternehmungen" bekämpft hatten. Mag diese Vereinigung aller Zweige der Forst- und Holzwirtschaft in der UdSSR zunächst auf Kosten der Forstwirtschaft erfolgt sein, deren heiligstes Prinzip - die Nachhaltigkeit der Nutzungen - als "bürgerliches Vorurteil" aufgegeben wurde, so ist dies unter Würdigung der Schwierigkeiten, mit denen die Sowjetregierung zur Aufrechterhaltung der gesamten Volkswirtschaft und zur Durchführung der Industrialisierungspläne zu kämpfen hatte, doch nur eine zwingende Notwendigkeit gewesen. Die Sowjetregierung ist gezwungen, das Holz nicht dort zu holen, wo es im Übermaß vorhanden ist und fault, sondern dort, wo es mit dem geringsten Aufwand an Kapital und Arbeit im gegebenen Moment zu beschaffen ist. Wenn auch zunächst in der ganzen Verwaltung der Holzwirtschaft noch großer Wirrwarr herrscht und die fieberhafte Organisationstätigkeit oft dahin führt, dass verschiedene Reformen und Umstellungen ebenso kühn auf dem Papier entworfen, wie sie bald darauf begraben werden, nachdem sie ungeheure Kosten verursacht haben, so ist diese Reorganisationswut als wilde Jagd nach besseren Methoden der Wirtschaftsführung aufzufassen, die letzten Endes auch einmal erreicht werden müssen. Vorläufig ist es zwar noch so, dass, wenn das eine Loch zugestopft ist, ein anderes sich an anderem Orte auftut. Es wirt aber mit einer immensen Energie an der Abstellung der Mängel gearbeitet, und es ist ohne weiteres zu erwarten, dass sich im Laufe der Zeit die für die Holzwirtschaft der UdSSR zweckmäßigsten Verwaltungsformen durchsetzen werden. Vielleicht hat auch ein guter Kenner Russlands (von Ungern-Sternberg, Deutscher Volkswirt, 1930) recht, wenn er meint, dass in Russland Missgriffe der Verwaltung niemals so viel Schaden anrichten können und auch allgemein nicht so stark empfunden werden, wie in der sehr viel mehr von traditionellen Vorstellungen durchsetzten und unvergleichlich komplizierteren westeuropäischen Welt.
904 (Allgemeine regionale Darstellungen über Wälder und Forstwesen) 905 (Forststatistik. Vorräte an Holz und anderen Forstprodukten) 79 (Wirtschaftliche und Organisations-Fragen der Forsterzeugnisse verarbeitenden Industrien [Einzelne Industrien Kreuzverweise zu den Untertiteln von 8]) [47] (Europäischer Teil der Sowjetunion (UdSSR) (1917-1990) Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS)) [57] (Asiatischer Teil der Sowjetunion, bis 1990)