In welchen morphologischen und phänologischen Merkmalen und wie rasch äußern sich Adaptionen beim Wechsel des Bodens? Diese Frage wurde in den Jahren 1959 bis 1962 in Gewächshaus- und Freilandversuchen mit jungen Fichten, Föhren, Eschen, Schwarzerlen und Douglasien studiert. Als Versuchsböden dienten Böden aus dem schweizerischen Laubmischwaldgebiet. Die wesentlichen Ergebnisse und Folgerungen sind: 1. Besonders deutliche Adaptionsveränderungen zeigen die Wurzelmerkmale, die Blatt- und Nadelfarbe, die Blattzahl, die Blattlänge, die Länge der Frühjahrstriebe, die Anzahl Seitentriebe, der Durchmesserzuwachs, die Trockengewichte von Pflanzenteilen und ganzen Pflanzen. 2. Die an morphologischen und phänologischen Merkmalen feststellbare Anpassung an neue Bodenformen dauerte ein bis zwei Vegetationsperioden; entsprechend lange waren die charakteristischen Nachwirkungen des früheren Bodens festzustellen. Der zeitliche Verzug erklärt sich unter anderem aus der Notwendigkeit die Umgestaltung der Wurzel. 3. Die Adaption an den Boden ist in ihrem zeitlichen Ablauf und ihren morphologischen und phänologischen Äußerungen abhängig von den im bisherigen Boden erworbenen Pflanzeneigenschaften, von den ökologisch wirksamen Bedingungen des neuen Bodens, von den Bodenansprüchen der Baumart und von der arteigenen und individuellen ökologischen Plastizität. Die Wachstumsäußerungen der Pflanzen werden überdies beeinflußt von den Wirkungen der Wachstumsreserven, der Verpflanzungsoperation, der Adaption an das Klima und der Konkurrenz. 4. Auch im Experiment überlagern diese Fremdeinflüsse die Adaptionsäußerungen. 5. Die Morphologie junger Bäume reagiert sehr empfindlich auf die ökologischen Bedingungen des wuchsortes. Starke waldbauliche Eingriffe können für Pflanzen in der Ansamung und im Jungwuchs unüberwindliche Adaptionsprobleme schaffen. Unausgeglichene Pflege im Pflanzgarten wirkt sich nachteilig aus. 6. Die vor allem in größeren Aufforstungen wichtige Frage nach dem Verpflanzungserfolg und ersten Wachstum einer Baumart am Anbauort ist nur mit dem Experiment zuverlässig zu beantworten. Ergänzende Bodenuntersuchungen im Pflanzgarten und am Anbauort liefern Anhaltspunkte für eventuell notwendige Bodenverbesserungen. 7. die bodenabhängigen morphologischen Anpassungsmerkmale sind beeinflußt von der Bodenform sowie vom Zustand veränderlicher Bodeneigenschaften. Adaptionserscheinungen können auch eintreten als Folge langandauernder Zustandsveränderungen eines Bodens. 8. Die beobachteten Adaptionserscheinungen sind Ausdruck tiefgreifender physiologischer Adaptionsvorgänge. Es ist wahrscheinlich, daß Pflanzen, deren äußerlich wahrnehmbare Adaption abgeschlossen ist, funktionell teilweise noch immer unter Nachwirkungen des früheren Bodens stehen und daher empfindlicher sind als funktionell adaptierte Pflanzen. 9. Die Nachwirkung früherer Böden kann auch ungünstige Pflanzeneigenschaften, wie zum Beispiel bodenbedingte hohe Krankheitsdispositionen, betreffen. Im Falle endemisch auftretender Pflanzgartenkrankheiten wäre zu prüfen, ob der Boden die Krankheitsdisposition ungünstig beeinflußt und ob gewisse Bodenveränderungen eine Besserung herbeiführen könnten. 10. Der Fragenkomplex der Adaption an den Standort stellt sich in der forstlichen Praxis für klimatische und edaphische Standortsfaktoren in grundsätzlich verschiedener Art: Für klimatische Faktoren stellt sich Forderung möglichst weitgehender Adaption an den Anbauort im Pflanzgarten, bei den edaphischen Standortsfaktoren sind zusätzliche Forderungen gestellt. 11. Die Anforderungen an den guten Pflanzgartenboden sind dreifacher Art: Er soll Pflanzen mit möglichst hoher Wachstumsreserve, möglichst verpflanzungsunempfindlichen und möglichst bodenadaptierten Wurzelwerken hervorbringen. 12. Die Beurteilung des Verlaufs der Adaption an den Boden am Kulturort ist durch die adaptionsfremden Einwirkungen erschwert. Selbst unter günstigen Voraussetzungen ist der Adaptionserfolg erst im zweiten Jahr nach der Verpflanzung näherungsweise zu beurteilen. 13. Verpflanzungen mit Wurzelballen haben unter anderem den Vorteil einer teilweise zeitlichen Trennung der Adaption an Klima und Boden. 14. Je schwieriger gute Adaptionsbedingungen im edaphischen Bereich zu realisieren sind, desto vollkommener sollten sie im klimatischen angestrebt werden.
232.324.2 (Sortieren der Sämlinge. Einfluß von Größe und Qualität der Sämlinge auf das nachfolgende Wachstum) 236.4 (Überwachung (einschl. Begangspfade). Kontrolle des Verjüngungserfolgs) 181.525 (Keimung und Entwicklung der Sämlinge) 181.36 (Wurzelbeziehungen, Wurzelentwicklung usw.) 174.7 (Coniferae [Siehe Anhang D]) 176.1 (Dicotyledoneae [Siehe Anhang D])