Antibiotika-Resistenzmarkergene aus transgenen Pflanzen stellen eine potentielle Quelle für Resistenzen dar, die unter Umständen die Behandlungsoptionen bei der Therapie von Infektionskrankheiten beeinträchtigen können. Dieses Problem wurde von den Verantwortlichen im Europäischen Parlament und im Rat erkannt und im Rahmen der Richtlinie 2001/18/EG einer Lösung zugeführt, in welcher der schrittweise Ausstieg aus dieser Technologie bis Ende 2004 (im Falle von gemäß Teil C in den Verkehr gebrachten GVO bis zum 31. Dezember 2004) bzw. 2008 (im Falle von gemäß Teil B zugelassenen GVO für Freisetzungsexperimente bis zum 31. Dezember 2008) verlangt wird. Sinnhaftigkeit und Notwendigkeit dieses Schrittes werden seitdem unter Experten heftig diskutiert. Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Evaluation dieses von Antibiotika- Resistenzmarkergenen ausgehenden Risikos unter Berücksichtigung der mit Stand November 2005 zur Verfügung stehenden Fachliteratur. Zur Erfassung des Risikopotentials werden folgende Teilaspekte herangezogen und diskutiert: 1. Molekularbiologische und biochemische Charakterisierung der häufigsten, in der Pflanzengentechnologie eingesetzten Antibiotika- Resistenzmarkergene und der entsprechenden Proteine 2. Abklärung der in mikrobiellen Populationen unter natürlichen Bedingungen vorherrschenden Resistenzsituationen (mit Fokus auf der Resistenzlage bei klinisch relevanten Pathogenen) 3. Abklärung der klinischen Relevanz der durch Antibiotika-Resistenzmarkergene inaktivierten Antibiotika 4. Abschätzung der Häufigkeit eines Antibiotika-Resistenzmarkergentransfers aus einer transgenen Pflanze auf Bakterien unter natürlich vorkommenden Bedingungen (unter spezieller Berücksichtigung der DNA-Stabilität im natürlichen Habitat, des Selektionsdrucks und der Effizienz der bekannten horizontalen Gentransfer- und genomischen Fixierungsmechanismen).
Da im wirtschaftlichen Kontext bei risikobelasteten Prozessen oder Produkten auch eventuell vorhandene Ersatzmethoden in den Diskussionsprozess mit einbezogen werden müssen, werden alternative Technologien, die auf den Einsatz von Antibiotika-Resistenzen verzichten, vorgestellt. Benefits, Zugänglichkeit zur Technologie und Kosteneffizienz im Vergleich zum routinemäßig am häufigsten kommerziell eingesetzten nptII-System werden präsentiert. Grundkonsens aller in diesem Zusammenhang untersuchten wissenschaftlichen Arbeiten ist, dass von den zurzeit genutzten Antibiotika-Resistenzmarkergenen kein oder nur ein vernachlässigbares Risiko ausgeht.