Mit der Entwicklung der Sozialwirtschaft und mit der stärkeren Kapitalisierung der Landwirtschaftsbetriebe wächst die Notwendigkeit eingehender Kalkulation der Betriebsentwicklungsmaßnahmen. Die Gründlichkeit der Kalkulation hängt davon ab, wie weit der Landwirt seinen Betrieb und die Reaktion des Erfolges seines Betriebes und der einzelnen Betriebszweige auf Änderungen der Bedingungen kennt. Die Buchführung, und zwar die doppelte, ist hier das Beobachtungsmittel, denn nur diese zeigt gesondert die Wirkung der Änderungen der Bedingungen auf die einzelnen Zweige. Das Wesentliche dabei ist, für jeden Zweig eine Reaktionszahl zu erhalten, in der alle wirkenden Faktoren ihren Einfluss möglichst klar zur Geltung bringen. Es wäre dabei unnatürlich, gerade den wichtigsten Faktor, die Marktpreisentwicklung, auszuschalten. Von diesem Standpunkt aus müssen wir alle Versuche, ohne Bewertung der Binnenverkehrsprodukte doppelt zu buchen, wie auch diejenigen, die mit Gebruachs-, Ertragswerten die Konti trennen zu wollen, als verfehlt betrachten. Ohne Marktwerte der Binnenverkehrsprodukte ist keine Kalkulation durchzuführen. Diese Marktwerte müssen also stets geschätzt und auf Hof=Verkaufspreis umgerechnet werden. Die Surrogatrechnung ist zur Feststellung der Verkaufswerte nicht geeignet, da sich die Marktwerte nicht nach dem in der Landwirtschaft maßgebenem Ertragsverhältnis richten. Die Reinertragszahlen der mit Hilfe der Verkaufswerte abgetrennten Konti sind brauchbare Reaktionszahlen für die Veränderungen der Zweige in wirtschaftlicher Beziehung. Wenn wir die Angaben der Buchführung als Beobachtungshilfsmittel betrachten, so ist sicher, dass wir verlangen müssen, dass auch bei der Inventur alle Konjunkturpreise berücksichtigt werden. Aufgegeben werden muss das Bestreben, in den Kontenendzahlen absolute Erfolgsmaßstäbe erhalten zu wollen. Dies ist auch für den Gesamtbetrieb nur bedingt möglich. Die Endzahlen der Konti sind nur Kalkulationsunterlagen und gewinnen erst den Charakter eines relativen Erfolgsindexes in der Hand des selbstbuchenden Landwirts, der infolge der in den ersten Jahren vollzogenen Kalkulationen bereits genau die Bedeutung der Veränderungen der Reinertragszahlen der Konti kennt. Von diesem Standpunkt aus betrachtet, fallen die gegen eine Marktbewertung erhobenen Einwände der Marktlosigkeit der Binnenverkehrsprodukte und das Organismusargument in nichts zusammen. Die Angaben der doppelten Buchführung, da sie ja nur geordentes und zu Paper gebrachtes Erfahrungsmaterial sind, enthalten, wie jede Beobachtung und alle Erfahrungen, viele subjektive Elemente und haben unmittelbar nur Bedeutung für den selbst buchführenden Leiter des Betriebes. Die Zinsen müssen aus der Buchführung ausgeschaltet werden, denn die Reinertragszahlen, die zu den meisten Kalkulationen genügen, sind analytisch reiner als die mit Berücksichtigung der ebenfalls schwankenden Zinsen gebildeten Reinertragsdifferenzen. Das Rohmaterial, das die Buchführung bietet, wird durch Ergänzungskalkulationen vervollständigt. Unter diesen spielen diejenigen Kalkulationen eine wichtige Rolle, mit deren Hilfe der Erfolg des Unternehmens festgestellt wird. Alle Angaben werden zu einer übersichtlichen Statistik zusammengestellt. Auf Grund der Statistik ist es möglich, die wahrscheinlichen Folgen irgend einer zu erwartenden oder schon eingetretenen Änderung der Grundlagen, Arbeit, Kapital, Markt, Technik voraus zu berechnen. Es ist also auch möglich, durch Vergleich der Erfolge verschiedener Betriebsänderungsmaßnahmen die günstigsten zu ermitteln und anzuwenden. Die Organismusqualität des Betriebes ist weiter nichts als ein Ausdruck dafür, dass der Eigentümer der Zweige gemeinsam ist und deshalb die Bedeutung des Zweiges für den Gesamterfolg nicht in dem Reinertrage allein besteht, da indirekte günstige Wirkungen eines Zweiges auf den Reinertrag anderer Zweige ein negatives Ergebnis des eigenen Kontos ausgleichen können. Diese Wirkungen bestehen hauptsächlich in der günstigen Verteilung der Arbeit und in Transportkostenersparnissen. Bei der Kalkulation müssen also auf jede Frage alle Konti gemeinsam Antwort geben. Bei der Kalkulation muss eine gewisse Risikoquote abgezogen werden, die einerseits von der Sicherheit der investierten Kapitalien, anderseits von der Kapitalskraft des Unternehmers abhängt. Die wahrscheinlichen Folgen irgend einer Veränderung können beurteilt werden mit Hilfe der Kenntnis: 1. des Verhältnisses der Reinerträge verschiedener Zweige; 2. der Änderungen des Reinertrages ein und desselben Zweiges im Laufe der Jahre; 3. der Erfahrungen fremder Betriebe, in denen eine ähnliche Maßnahme, wie die zu kalkulierende, bereits getroffen wurde; 4. der Gesetze der Wirtschaftslehre. Wachsender Verkehr und wachsende Bildung werden die Verbreitung doppelter Buchführungen fördern und diese auch immer genauer machen.