Die Inventur wurde in den Jahren 2002 und 2003 in den Wäldern des Nationalparks Bayerischer Wald durchgeführt. Seit der Gründung des Nationalparks liegen somit Inventuren von 1971, 1981 und 1991 für die Interzeption der Waldentwicklung vor. Das zweiphasige Verfahren setzte sich aus einer permanenten Stichprobeninventur und einem Waldbegang zur Kartierung der Bestände zusammen. Insgesamt wurden im Sommerhalbjahr 2002 5.859 Inventurpunkte erfasst, die in einem Raster von 200 x 200 m gleichmäßig über die Waldfläche des Nationalparks verteilt sind. Nachgeschaltet war im Jahr 2003 die Kartierung von Waldentwicklungsphasen, die im Rahmen eines Waldbegangs unter Zuhilfenahme von Luftbildern erfolgte. Insgesamt wurden drei Inventurklassen "altes Nationalparkgebiet" und "ehemaliges Forstamt Zwiesel" (jeweils erste Wiederholungsinventur) sowie "andere Erweiterungsflächen (Erstanlage) ausgeschieden. Die Ergebnisse werden jeweils für das gesamte Nationalparkgebiet und getrennt für die drei Inventurklassen vorgestellt. Die Fichte ist mit einem durchschnittlichen Anteil von 67% die vorherrschende Baumart im Nationalparkgebiet. Zweithäufigste Baumart ist die Buche, die 24,5% der Fläche einnimmt. Während die Fichte in den Wäldern, die jünger als 60 Jahre sind, besonders stark vertreten ist, erreicht die Buche ihren Verbreitungsschwerpunkt in den Beständen über 60 Jahren. Mit einem Flächenanteil von 3,1% hat die vogelbeere im vergangenen Inventurzeitraum die Tanne (2,6%) als dritthäufigste Baumart abgelöst. Alle anderen Baumarten haben zusammen nur einen Anteil von 2,8%. Während sich die Baumartenzusammensetzung im ehemaligen Forstamt Zwiesel seit der letzten Inventur 1986 kaum verändert hat, kam es im alten Nationalparkgebiet zu einem großen Wandel. So hat dort der Laubholzanteil um 7% auf jetzt 31% zugenommen, der Fichtenanteil ist dagegen von 72% auf 66% gesunken. Hervorzuheben ist, dass die Tannenfläche nach einer mehr als 150-jährigen Phase des Rückgangs erstmals - wenn auch nur leicht - angestiegen ist. Bedingt durch Windwürfe und Borkenkäferbefall haben die über 100 Jahre alten Bestände einen deutlichen Flächenrückgang zu verzeichnen, der vor allem zu Lasten der Fichte hin zu wesentlich buchenreicheren Beständen ging. Im Gegenzug hat der Flächenanteil der jüngsten Altersstufe stark zugenommen. In den mittelalten Bereichen zwischen 20 und 100 Jahren haben sich dagegen nur geringfügige Veränderungen ergeben. Von der gesamten Waldfläche des Nationalparks ist auf rund 30% Verjüngung unter Schirm vorhanden. Den höchsten Anteil nimmt hier die Fichte mit 58% ein. Im Vergleich zu den Altbeständen sind die Anteile von Buche mit 27% und Tanne mit 6% relativ hoch. Die Gruppe der sonstigen Laubbäume, die zu 90% aus Vogelbeere besteht, hat einen Anteil von 7%. Der Anteil der "Edellaubhölzer" beträgt nur 1%. Die durch Borkenkäferbefall und in wesentlich geringerem Maße auch durch Windwurf entstandenen Freiflächen haben einen Umfang von über 4.400 ha. Hier ist die Fichte mit einem Flächenanteil von 75% die häufigste Baumart in der Verjüngung. Zweithäufigste Baumartengruppe sind die sonstigen Laubhölzer, zu der alle Pionierbaumarten gehören. Sie nehmen einen Anteil von 14% ein. Es folgt die Buche mit einem Anteil von etwa 9%, Tanne und Edellaubhölzer spielen mit zusammen etwas mehr als einem Prozent nur eine untergeordnete Rolle. Seit den letzten Inventuren ging der Leittriebverbiss sowohl im alten Nationalpark als auch auf den Flächen des ehemaligen Forstamtes Zwiesel zurück. Während die Fichte mittlerweile praktisch nicht mehr verbissen wird. ging der Verbiss bei der Tanne im alten Nationalparkgebiet von 25 auf 11% und im ehemaligen Forstamt Zwiesel von 23 auf 6% zurück. Noch deutlicher war der Rückgang bei den sonstigen Laubhölzern und Edellaubhölzern im alten Nationalparkgebiet. Im Gegensatz dazu stieg der Verbiss bei den sonstigen Laubhölzern im ehemaligen Forstamt Zwiesel an. Die durchschnittliche Holzbiomasse für das gesamte Nationalparkgebiet liegt bei 343 fm/ha. In den Altbeständen des Plenter-, Reifungs- und Verjüngungsstadiums werden Werte zwischen 450 und 460 fm/ha erreicht. Die Entwicklung der Holzbiomasse seit den letzten Inventuren verlief jedoch unterschiedlich. Während die Holzbiomasse im alten Nationalparkgebiet kontinuierlich zwischen 1970 und 1991 von 301 fm/ha auf 416 fm/ha angestiegen ist, kam es bis 2002 zu einem starken Rückgang auf nun 302 fm/ha. Im Gegensatz dazu ist die durchschnittliche Holzbiomasse im ehemaligen Forstamt Zwiesel zwischen 1986 und 2002 von 320 fm/ha auf 406 fm/ha angestiegen. Die gesamte Totholzbiomasse für den Nationalpark Bayerischer Wald beläuft sich auf rd. 2.764.000 fm, das entspricht rund 117 fm/ha Holzbodenfläche. Er gliedert sich in 70% Totholz stehend und 30% Totholz liegend. Dabei ist die Totholzbiomasse im alten Nationalparkgebiet mit 202 fm/ha wesentlich höher als im ehemaligen Forstamt Zwiesel, wo sie nur 18 fm/ha erreicht. Der über die Wiederholungsinventur ermittelte jährliche Zuwachs im alten Nationalparkgebiet ist mit 7,6 fm/ha relativ hoch. Selbst in den Wäldern des ehemaligen Forstamtes Zwiesel wird mit 7,9 fm/ha nur ein geringfügig höherer Wert erreicht. Damit liegt der Zuwachs etwa 40% über dem, der aus den jeweiligen Ertragstafeln ermittelt wurde. Im Diskussionsteil werden die Ergebnisse der Inventur eingehend erörtert und in einen geschichtlichen Zusammenhang gestellt. Ein Schwerpunkt stellt die Bewertung der Ergebnisse auf Basis pollenanalytischer Studien, der Waldzustandserhebungen aus der Mitte des 19. Jahrhunderts und aus Beschreibungen osteuropäischer Urwaldrelikte dar. Des weiteren wird vor allem die Entwicklung auf den durch Windwurf und Borkenkäferbefall entstandenen Freiflächen und der Einfluss der Huftiere auf die Waldentwicklung näher erläutert. Abschließend skizziert der Bericht die mögliche Entwicklung der Nationalparkwälder und bewertet die Situation aus Sicht der Nationalparkzielsetzung.
524.61 (Großräumige Waldaufnahme im allgemeinen (allgemeine Beschreibungen und Methoden). [Luftaufnahmen und Fernerkundung siehe 585; Ergebnisse siehe 905.2]) 905.2 (Vorräte an Holz und anderen Forstprodukten. Zuwachs und Abgang. Holzbilanzen) 907.11 (Nationalparks usw.) [430] (Deutschland, 1990-)